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Ganzheitliches Denken gefragt

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Das renommierte Hartmannspital im fünften Wiener Bezirk vmrde 1865 von Franziskaner-Schwestern gegründet. Am 8. April vrarde nun der Erweiterungsbau eröffnet und zugleich damit ein neues Konzept für die Betreuung der Patienten in stationärer Behandlung

Eräsentiert. Wie der kaufmännische eiter Hans Wögerbauer meinte, soll mit dem 165 Millionen teuren Haus nicht die Bettenzahl gesteigert werden, sondern ein ganzneitliches Denken die Hochspezialisierung ablösen. Es soll ein Prozeß in Gang gesetzt werden, der auf viele Jahre ausgerichtet ist und vielleicht Signalwirkung für andere Krankenanstalten haben könnte.

Die Skepsis zahheicher Patienten gegenüber der Apparatemedizin ist nicht mehr zu übersehen. Das ist ein Grund, warum man im Hartmannspital vneder den ganzen Menschen in den Mittelpunkt der Betreuung stellen will. Damit ist nicht gemeint, daß man auf die neuesten medizinischen Geräte verzichten will, im Gegenteil: Mit dem Neubau ging auch eine Verbesserung der medizintechnischen Ausstattung einher. Es bedeutet aber, daß jeder Patient, der dies wünscht, eine über die übliche Versorgung und den Krankenhaus-aufentnalt hinausgehende Betreuung erfahren kann, die ihn sein Leiden auch als Chance zu Neuorientierung verstehen lernen läßt. Dabei, so Wögerbauer, ist es auch vorstellbar, die Angehörigen des Patienten und seine Umwelt einzubeziehen. Die ganzheithche Betrachtungsweise bringt es mit sich, daß wieder mehr Wert auf Gespräch, Gefühl und Nähe gelegt wird, ohne deshalb die operative und medikamentös-therapeutische Medizin zu vernachlässigen.

Bevraßt ist den Verantwortlichen, daß diese Art, mit Kranken umzugehen, verstärktes Engagement von den Mitarbeitern erfordert. Waren 1980 noch zu 100 Prozent geistliche Schwestern, so sind heute die welth-chen bereits in der Mehrzahl. Aufgabe des Managements ward es daher sein müssen, durch Schulungen, durch Motivation und durch Ablöse der herköirunlichen Spitalshierarchie zugunsten gruppendynamischer EntScheidungsprozesse dafür zu sorgen, daß sich auch die Schwestern ernster genommen fühlen, als das im Alltagsbetrieb bisher üblich war. Es wird auch spezielle Ausbildungen für bestimmte Krankheitsbilder geben müssen, um die nicht organisch bedingten Ursachen einer Krankheit erkermen zu körmen.

Das alles sind vorläufig noch Wunschvorstellungen, die noch verwirklicht werden müssen. Erst die Praxis ward zeigen, inwieweit dieser ganzheitemedizinische Ansatz realisierbar und finanzierbar ist. Denn daß die Kosten dadurch sinken, ist nicht zu erwarten.

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