Liebes Tagebuch ...
FOKUSDas zeichnet die jüdischen Menschen aus, die das Wien der Jahrhundertwende prägten
Der Autor Georg Gaugusch hat jener sozialen Schicht nachgefühlt, die Wien im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Metropole gemacht hat: dem jüdischen Bürgertum. Nun sind der dritte und vierte Band seines Werks „Wer einmal war“ erschienen.
Der Autor Georg Gaugusch hat jener sozialen Schicht nachgefühlt, die Wien im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Metropole gemacht hat: dem jüdischen Bürgertum. Nun sind der dritte und vierte Band seines Werks „Wer einmal war“ erschienen.
Am Anfang war die Leidenschaft. Und irgendwann auch die Idee zu einem Buch. Aus dem einen Buch wurden zwei Bücher, dann drei – und letztendlich vier Bände. Ihr Autor, Georg Gaugusch, ist Händler. Er handelt mit Stoffwaren: Accessoires, Fliegen, Krawatten, Stecktüchern, Tuch an sich. Doch der Stoff seiner Bücher liegt nicht in den Auslagen oder hölzernen Laden des Geschäfts „Wilhelm Jungmann & Neffe“ gleich bei der Albertina im Herzen Wiens. Der Stoff, aus dem seine vier Bände gemacht sind, ist aus dem Kundenregister des 1866 gegründeten Traditionsbetriebs gewebt.
Das, was hier umfangmäßig alle Dimensionen sprengt, ist ein Unikum: eine detaillierte Abbildung des jüdischen Bürgertums von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Niedergang Wiens als Weltstadt 1938. Familienforschung gewissermaßen. Aber eben nur gewissermaßen. Ein Lexikon vielleicht. Doch viel eher sind Gauguschs Bände ein Abbild einer sozialen Schicht.
„Das jüdische Bürgertum hat Wien zu einer Weltstadt gemacht“, sagt Georg Gaugusch. Denn mit einem Mal seien in dieser Residenzstadt voller Erb-Titelträger und Beamten - „Hofschranzen“, wie Gaugusch sie nennt – Industrielle gewesen. Als Menschen beschreibt er sie, die etwas probiert, etwas gewagt, die sich nicht auf ererbten Titeln und damit verbundenen Posten und Privilegien ausgeruht hätten. Familien waren das, die ihre Kinder von Klimt – einem damals schon gefeierten Maler in der oberen Preiskategorie – porträtieren ließen. Gaugusch zeichnet den Weg und Aufstieg dieser Familien nach.
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