Die Ordnung der Dinge: Wenn Kinder sammeln
Auch und besonders in Krisenzeiten wird das Sammeln für Kinder zu einem wertvollen Resonanzraum mit der Welt. Der Pädagoge Ludwig Duncker über diese besondere Ressource des Denkens und Strukturierens.
Auch und besonders in Krisenzeiten wird das Sammeln für Kinder zu einem wertvollen Resonanzraum mit der Welt. Der Pädagoge Ludwig Duncker über diese besondere Ressource des Denkens und Strukturierens.
Kindliches Sammeln ist eine Vorstufe zum wissenschaftlichen Denken, ist der deutsche Erziehungswissenschaftler Ludwig Duncker überzeugt. Mit seinen Forschungen zum kindlichen Sammeln leistet der emeritierte Professor der Universität Gießen, der heute in der Lehrerausbildung an der Freien Universität Bozen tätig ist, trotzdem nach wie vor Pionierarbeit. Im Gespräch mit der FURCHE erzählt er, wie die Pädagogik von der kindlichen Sammelfreude profitieren könnte und warum Kinder „kreativere Ordnungssysteme“ finden als Erwachsene.
DIE FURCHE: Die langen Lockdowns haben insbesondere Kindern viel abverlangt. Inwiefern konnte das Anlegen von Sammlungen für sie in dieser Zeit, in der alle viel Zeit zuhause verbringen mussten, eine Ressource sein?
Ludwig Duncker: Natürlich ist das Sammeln bei Kindern oft eingebunden in soziale Kontexte. Bereits Grundschüler haben ihre eigenen Tauschmärkte auf den Schulhöfen oder in der Nachbarschaft. Diese außerfamiliären Kontakte waren zuletzt eingeschränkt. Dadurch lag der Fokus sicherlich stark auf der individuellen Beschäftigung mit den Sammelstücken. Diese kann sehr vielfältig und sehr kreativ sein. Kinder nehmen ihre Sammlungen gerne in die Hand; sie spielen mit ihren Objekten, schauen sie ganz genau an, ordnen sie, stellen sie auf, recherchieren, etc. Sicherlich haben derartige Beschäftigungen für Kinder in den letzten Monaten einen höheren Stellenwert bekommen – häufig vermutlich auch aufgezwungenermaßen, wenn es keine Möglichkeit gab, Freunde zu treffen.
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