Neue Medikamente für bessere Lebensqualität
Weltweit leiden rund ein Prozent der Bevölkerung unter Schizophrenie. Neu entwickelte Medikamente ermöglichen nun Betroffene den Weg aus dem gesellschaftlichen Abseits. Doch nur in den wenigsten Fällen werden sie von den Psychiatern auch verschrieben.
Weltweit leiden rund ein Prozent der Bevölkerung unter Schizophrenie. Neu entwickelte Medikamente ermöglichen nun Betroffene den Weg aus dem gesellschaftlichen Abseits. Doch nur in den wenigsten Fällen werden sie von den Psychiatern auch verschrieben.
In einer europaweiten Studie zur Einstellung von Psychiatern zur Schizophrenie-Behandlung untersuchten der Wiener Psychiater Universitätsprofessor Heinz Katschnig vom AKH und sein britischer Kollege Universitätsprofessor Robin Murry, ob Schizophrenie-Kranke tatsächlich in den Genuß der optimalen Behandlung kommen.
Das Ergebnis der kürzlich in London vorgestellten Untersuchung: nur 27 Prozent der Patienten bekommen die neuen Substanzen, obwohl 88 Prozent der Psychiater glauben, daß die modernen Medikamente Schizophrenie besonders erfolgreich behandeln können.
Ein Grund für die geringe Verschreibungsrate der neuen Präparate sind laut Studie die höheren Kosten. Das sei aber eine kurzsichtige Denkweise, so Katschnig: "Diese neuen Medikamente verbessern die Lebensqualität vieler schizophrener Patienten entscheidend. Dadurch ist auch die ständige Einnahme der Medikamente gesichert. Damit kommt es zu weniger Rückfälle, womit auch die Kosten für Krankenhausaufenthalte zurückgehen. Insgesamt wird die Kostensituation durch die neuen Schizophrenie-Medikamente also günstiger."
Weiteres Detail der Studie: 83 Prozent der befragten Psychiater würden im Fall einer Schizophrenie-Erkrankung in der eigenen Familie eine Behandlung mit den neuen Medikamenten vorziehen. Das Wissen um die Vorteile gegenüber den alten Substanzen, ziehen die beiden Wissenschafter Katschnig und Murry den Schluß, ist also sehr ausgeprägt.
Die Behandlung von Schizophrenie ist bereits seit gut 40 Jahren mit den herkömmlichen Psychopharmaka möglich. Sie wirken gegen Halluzinationen und Wahnideen. Es geht auch auf das Konto dieser Medikamente, daß die Bettenzahlen in den psychiatrischen Krankenhäusern weltweit abgenommen haben, denn eine Langzeiteinnahme schützt auch vor Rückfällen.
Die Patienten leiden bei den alten Psychopharmaka jedoch unter starken Nebenwirkungen, etwa schweren Bewegungsstörungen, ähnlich wie bei der Parkinson-Erkrankung. Da diese Nebenwirkungen die Lebensqualität stark beeinträchtigen, ziehen sich betroffene Patienten immer mehr von anderen Menschen zurück und brechen häufig die Therapie ab. Die Folgen sind Rückfälle und neuerliche Krankenhausaufenthalte.
Tendenz steigend Um Schizophrenie-Patienten den Weg aus dem gesellschaftlichen Abseits zu ermöglichen, wurden in den letzten Jahren neue Medikamente entwickelt. Sie weisen weit weniger Nebenwirkungen auf. Durch diese sogenannte "atypischen Neuroleptika" können Schizophrene aktiv am Leben teilnehmen und sogar wieder einer geregelten Arbeit nachgehen.
Weltweit leidet rund ein Prozent der Bevölkerung unter Schizophrenie, Tendenz steigend. Mediziner schätzen, daß bis zum Jahr 2020 die Zahl der Erkrankten um ein Viertel zunehmen wird.
Im Volksmund wird Schizophrenie mit "gespaltener Persönlichkeit" umschrieben. Eine Definition, die nicht stimmt, erklärt Psychiater Heinz Katschnig. Schizophrene leiden in bestimmten Phasen ihres Lebens unter Störungen des Denkens und der Sprache sowie häufig unter Wahnideen, Halluzinationen und mangelndem Interesse an sozialen Kontakten. Vertraute Persönlichkeitszüge und das Alltagsverhalten ändern sich. Phantasie und Realität verschwimmen miteinander. Katschnig: "Die Grundsymptome können am besten als eine Art von seelischer Desorganisation der Denkvorgänge und Affekte beschrieben werden. Halluzinationen, also Trugwahrnehmungen, und Wahnideen sind sogenannte sekundäre Symptome, die aber auch bei anderen psychischen Krankheiten vorkommen können."
Wenig bekannt in der Bevölkerung ist auch, daß Schizophrenie in etlichen Fällen heilbar ist. Rund ein Drittel der Patienten wird nach einer Behandlung wieder völlig gesund. Bei den restlichen Patienten kann die Schizophrenie sehr unterschiedlich ausgeprägt sein, so Psychiater Katschnig. Es kann einerseits zu einer völlig Rückbildung der Schizophrenie kommen, wobei aber später eine neuerliche Erkrankung auftritt. Es gibt aber auch Verlaufsformen, die von einer fortwährender Verschlechterung gekennzeichnet ist. Bei Zwischenformen erholen sich die Betroffenen nur teilweise. Es bleiben aber Antriebslosigkeit, Leistungsschwäche und sozialer Rückzug.
Meist leiden Betroffene nicht von Geburt an unter Schizophrenie. Die Krankheit tritt oft erst zwischen dem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr erstmals auf.