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In der dunkelsten Zeit des Jahres erfährt die menschliche Sehnsucht nach Heimeligkeit, Gemütlichkeit, Geborgenheit regelmäßig einen Höhepunkt. Diese Sehnsucht bedienen die Weihnachtsmärkte, wo sich Menschenmengen unter strahlenden Lichtdekorationen bei Glühwein und Punsch zusammenfinden. Das ist psychologisch verständlich: Viele Menschen suchen ein lichterfrohes Setting, um drohende Anflüge von Winterdepression zurückzudrängen oder gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Nicht nachvollziehbar ist hingegen die Tendenz, die nächtliche Dunkelheit generell als feindseliges Naturphänomen zu betrachten und, wo es nur geht, mit unzähligen Lichtquellen zu bekämpfen. Genau das geschieht heute weltweit. 99 Prozent der Europäer sind mit signifikanter Lichtverschmutzung konfrontiert. Dass der "Lichtmüll" negative, teils verheerende Auswirkungen auf Menschen, Pflanzen, Tiere und ganze Ökosysteme hat, ist zwar gut dokumentiert, aber noch kaum im öffentlichen Bewusstsein verankert.

Langfristig können bereits geringe Mengen künstlichen Lichts die Biodiversität beeinträchtigen, so Forscher des europaweiten "Loss of the Night"-Netzwerks, die nun Richtlinien für die äußere Beleuchtung vorgelegt haben: Demnach ist kaltes weißes Licht möglichst zu vermeiden, ebenso wie Lichtquellen, die über das Ziel hinaus oder direkt in den Himmel strahlen. Auch die Beleuchtung der Straßen sollte beschränkt werden. Die Biologin Sibylle Schroer hat darauf verwiesen, dass die aktuellen EU-Standards für die Straßenbeleuchtung kontraproduktiv sind. Würde man sie umsetzen, hätte dies sogar mehr Licht mit drastisch höherem Energieverbrauch zur Folge. Das verdeutlicht den springenden Punkt: Nur Empfehlungen werden zuwenig sein, um gegen die Lichtverschmutzung anzukommen. Immer mehr ist der Gesetzgeber gefragt, um den prächtigen Nachthimmel mit seinen vielen unsichtbaren Effekten zu schützen.

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