Vorgeburtliche Untersuchungen - und mit ihnen jene, die sie vornehmen - geraten regelmäßig in die Schlagzeilen. Bereits im Juni sorgte etwa eine Presseinformation der Österreichischen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (ÖGUM) für Aufsehen, wonach man die Aufnahme eines "First-Trimester-Screenings" in den Mutter-Kind-Pass fordert (Die Furche berichtete). Mit dieser Untersuchung der Nackentransparenz von Ungeborenen solle die Wahrscheinlichkeit für genetisch bedingte Missbildungen wie Trisomie 21 (Down Syndrom) früher als bisher, nämlich bereits in der 11. bis 14. Schwangerschaftswoche, festgestellt werden können. Vertreter von Kirchen und Behindertenverbänden sahen darin eine "Rasterfahndung nach behindertem Leben". Ein Missverständnis, konterte der Pränatalmediziner Josef Deutinger, Mitglied von ÖGUM. Die Untersuchung solle nur auf Wunsch der Frau durchgeführt werden. Zudem helfe sie, rechtzeitig therapierbare Schädigungen des Fötus festzustellen.
Ende Juli folgte die nächste öffentliche Erregung: Das Magazin Format berichtete, dass in der Privatklinik "Fetomed" des Wiener Gynäkologen Peter Husslein - auch Leiter der Universitätsfrauenklinik am AKH - erstmals in Österreich ein Fetozid vorgenommen wurde. Einem schwer fehlgebildeten Fötus wurde dabei in der 26. Schwangerschaftswoche eine herzlähmende Injektion verabreicht. Husslein verteidigte den Eingriff: Derzeit würden bei den - in Österreich bis zur Geburt legalen, aber in der Praxis nur bis zur 24. Woche durchgeführten - Spätabtreibungen die Ungeborenen qualvoll umkommen oder in Einzelfällen sogar ihre "Abtreibung" überleben. Die Tötung im Mutterleib sei daher die ethisch vertretbarere Lösung.
Auch dieses Dilemma entsteht erst nach einer Pränataldiagnose. Schafft sie also mehr Probleme, als sie zu beseitigen vorgibt? Martina Kronthaler von der "Aktion Leben" und der Pränatalmediziner Josef Deutinger nehmen dazu in der Furche Stellung. DH
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