Mexiko Seilbahn - © Foto: Doppelmayr

Urbane Seilbahnen: Oben schweben statt unten stauen

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Es kommt Bewegung in den Markt für urbane Seilbahnen, sagen Experten. Auch in Österreich: In Linz, Graz, Salzburg und Wien sind Projekte in der Pipeline – Umsetzung ungewiss.

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Es kommt Bewegung in den Markt für urbane Seilbahnen, sagen Experten. Auch in Österreich: In Linz, Graz, Salzburg und Wien sind Projekte in der Pipeline – Umsetzung ungewiss.

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Die Idee ist nicht neu: „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“, war bereits vor Jahrzehnten ein Hit. Nachdem vor allem in zahlreichen Metropolen Südamerikas Stadtseilbahnen erfolgreich in den städtische Verkehr integriert wurden, entdecken auch Stadtverkehrsplaner in Europa zusehends mehr das Freiheitspotenzial, das ein Ausweichen auf die erste Etage bietet. Ganz nach dem Motto: Wenn unten nichts mehr geht und alles steht – über den Straßen und Häusern wird es staufrei sein. „Zuerst braucht es ein Moblilitätsprojekt, das Sinn macht, denn nicht jedes Verkehrsproblem ist am besten mit einer Seilbahn zu lösen“, sagt Reinhard Fitz, Experte in Sachen urbaner Mobilität bei der Vorarlberger Firma Doppelmayr, dem weltweiten Marktführer im Seilbahnbau. „In Österreich ist auf jeden Fall Potenzial für Seilbahnen in Städten vorhanden“, antwortet Fitz im FURCHE-Gespräch auf die Frage nach Möglichkeiten für Stadtseilbahnen hierzulande: „Wo diese Potenziale zuerst umgesetzt werden, wissen wir aber noch nicht. Der Impuls für Mobilitätsverbesserungen geht immer von den Entscheidungsträgern, sprich der Politik, aus. Die muss sagen, wir wollen das angehen und trauen uns zu, das Projekt nach vorne zu bringen.“

In Linz, Graz, Salzburg und Wien wurden die von Fitz als Grundvoraussetzung genannten politischen Impulse für Stadtseilbahnen bereits gesetzt – die Projekte konkret nach vorne, oder besser gesagt in die Höhe zu bringen, hat aber noch keine dieser Stadtregierungen geschafft. Seit 2017 wird in Linz für eine Seilbahn von Ebelsberg im Westen der Stadt in das Linzer Industriegebiet am Hafen lobbyiert. Das Verkehrsministerium lehnte Ende des Vorjahrs eine finanzielle Beteiligung aber ab – doch die Linzer Stadtpolitik bleibt am Projekt dran und will mit einer weiteren Studie die Zweifler im Ministerium in Wien doch noch überzeugen.

In Wiener Privatuni gondeln

Im Wiener Rathaus werden ebenfalls Seilbahn-Pläne gewälzt. Initiiert von den Neos soll eine Seilbahn-Verbindung zwischen Hütteldorf und Ottakring gebaut werden – vor allem auch um eine bessere Verkehrsanbindung der Central European University zu schaffen, die von Budapest auf das Otto-Wagner-Areal am Steinhof übersiedelt. 2025 werden bis zu 2500 Studenten in diese größte Privatuni Europas einziehen. Bislang ist das Areal nur mit Bussen ans öffentliche Verkehrsnetz angebunden. Laut Neos-Konzept soll eine 4,8 Kilometer lange Einseilumlaufbahn mit sieben Stopps eine adäquate Verkehrsanbindung garantieren, „die nicht nur eine rasche Erreichbarkeit garantiert, sondern gleichzeitig eine Landmark darstellt“. Laut ersten Schätzungen würde die Fahrzeit 18 Minuten betragen, rund 2000 Passagiere könnte man pro Stunde und Richtung befördern, und die Baukosten werden auf 60 bis 75 Millionen Euro veranschlagt.

Die im Vergleich zu Straßen- und U-Bahnen wesentlich niedrigeren Investitions- und Betriebskosten führen die Seilbahnen-Unterstützer auch regelmäßig als einen Vorteil von Seilbahnen ins Treffen. Die gängigen öffentlichen Verkehrsmittel haben 60 bis 70 Prozent Personalanteil in den Betriebskosten, da in jedem Fahrzeug Fahrpersonal mitfährt. Seilbahnen fahren automatisch, ihr Personalbedarf beschränkt sich auf die Betriebssteuerung und das Servicepersonal an den Haltestellen. Ein weiteres Atout für die Himmels-Metro ist, dass sie im Vergleich zu Auto, Bus und Bahn deutlich weniger Energie benötigt, da sie nur wenig Reibung erzeugt und somit sehr lärm- und emissionsarm betrieben werden kann.

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