Kommenden Sonntag ist Vatertag. Na und, könnte man sagen. Wen reißt das schon vom Hocker? Neulich, da war doch auch so ein Tag. Der "Internationale Tag der Familie" oder so. War da was? Es ist so still überall, wenn es um den Lebensnerv der Menschen geht. Was also soll schon sein am Sonntag?
Auch die Politiker werden wieder eisern schweigen. Weil eh alle wissen, dass der Familienalltag eine gewaltige Schlagseite hat. Die Frauen sind es, die irgendwie zurechtkommen müssen mit der Hetzerei zwischen Kind(ern) und Beruf, zwischen Haushalt und Karrierewünschen. Auf ihnen lastet meist die Sorge für die Kinder, während frischgebackene Väter bald wieder hineinspringen in die Schienen männlicher Lebensführung, die sich um Job, Geld, Karriere, Selbstverwirklichung drehen.
Und doch ist es nicht zu übersehen - auch Väter leiden: an Auslaugung und Zeitknappheit, an dem ewigen Gedrängtsein und den Verpflichtungen. Dieses muss noch erledigt werden und jenes. Dazu die penetranten Verführungen des Konsums, vom Urlaub bis zum Supermarkt und viele andere mehr. Ein ständiges Auf-Trab-gehalten-werden ohne Verschnaufpause. Was man nicht alles sehen, kaufen, erleben sollte ...
Auch Väter wissen sehr gut, dass es heute an der notwendigen Zuwendung für die Kinder krankt und mangelt. Dass sie das wettzumachen versuchen mit Spielzeug und "Erlebnissen", mit viel Geld und zu viel Gewährenlassen (Seite 5). Dazu nagt die Verunsicherung, wie sie den Kindern heute überhaupt Orientierung geben und Vorbild sein sollen. Nur ja nicht zuviel Autorität und Einschränkung. Aber wie sonst? Keiner kann mehr sicher sagen: Hier geht's lang. So muß Kindererziehung sein. Es gibt keine klaren Leitlinien und Strukturen mehr. Im Beruf sind immer noch durchschlagskräftig-aggressive, gestaltend-initiative Männer gefragt. Und zu Hause? Da sollen sie mitfühlend, verhandlungs- und konsensfähig, gerecht, demokratisch, partnerschaftlich sein. Wie fertigwerden mit permanenten irritierenden Wünschen und Komplikationen?
Sonntag ist Vatertag. Väter, habt Mut und Vertrauen zu euch selbst! Rafft euch auf und denkt nach. Über die Kinder, über euch selbst, über das Miteinander. Wenigstens für 24 Stunden. Das wär doch schon was.
E-Mail: thiemer@styria.com
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!