Es mag ja alles seine Richtigkeit haben mit den Vorteilen für die Arbeitnehmer: zum Beispiel, wenn der 13. und 14. Bezug auf die zwölf Jahresmonate aufgeteilt und trotzdem der steuerliche Bonus erhalten bleibt. Es ist sicher eine bösartige Unterstellung, daß damit das Einkommens- und Abgabensystem ein bißchen intransparenter wird und die Auswirkungen der geplanten und versprochenen Steuerreform nicht mehr so ohne weiteres nachvollziehbar sind - denn offiziell wird es ja ohnedies nur Gewinner dieser Reform geben, ob die Steuersenkung nun eher linear oder progressiv konzipiert ist.
Und gewiß erhöht es die Lebensplanungsautonomie und auch die Lebensqualität, wenn einem neben der Abfertigung wahlweise ein Zusatzpensionsmodell schmackhaft gemacht wird. Es ist sicher ein völlig unbegründetes Mißtrauen, daß damit das brüchige allgemeine Pensionssystem sozusagen von privat eingerüstet und abgesichert werden soll.
Unverständlicherweise gibt es typisch österreichische Traditionalisten, die mit dem Urlaubsgeld auf Urlaub fahren, mit dem Weihnachtsgeld Geschenke kaufen und mit der Abfertigung spät aber doch einen kleinen Lebenstraum realisieren wollen - ohne extra darauf "hinsparen" zu müssen ...
Liegt es an ihrer mangelnden Bereitschaft zur Eigenverantwortung, können sie ihr Geld nicht einteilen oder wollen sie nicht sparen? Doch, sie können es und sie müssen es sogar - in jedem der zwölf Monate, um überhaupt über die Runden zu kommen, um die Autoreparatur und die Vignette, die neue Waschmaschine nach zehn Jahren, den Friseur und die Mathematiknachhilfe bezahlen zu können. Und auf vieles muß ohnedies verzichtet werden - auf das Schiwochenende, das Zeitungsabonnement, die Markenjeans, die so "in" sind ... kein Luxus, sondern Selbstverständlichkeiten, die für viele eben keine Selbstverständlichkeiten sind: und die daher leicht jedes Sparprogramm zum Wanken bringen könnten.
Sparen ist nur einfach mit genug Geld - bei wenig Geld ist die "Zwangsbeglückung" mit dem 13. und 14. Gehalt und der Abfertigung ein Stück Freiheit ...
