
ADS und Schule: Angstmonster
Veronika hat Schulangst. Über den Alltag in einem Bildungssystem, in dem individuelle Bedürfnisse nicht ausreichend beachtet werden.
Veronika hat Schulangst. Über den Alltag in einem Bildungssystem, in dem individuelle Bedürfnisse nicht ausreichend beachtet werden.
Wenn der Wecker morgens klingelt, bleibt Veronika wie gelähmt liegen. Allein der Gedanke, aufzustehen und in die Schule zu fahren, schnürt ihr die Kehle zu. In die Schule gehen, das schafft sie nicht, denkt die 17-Jährige. Zu groß ist die Angst, eine Hausübung vergessen zu haben, einen Test nicht zu schaffen, einen missbilligenden Kommentar von einer Lehrperson zu bekommen. Besser, sie bleibt gleich im Bett liegen.
Zur Zeit ihrer Schulphobie befindet sich die Salzburgerin in den Monaten vor ihrer Matura. Die Leistungsanforderungen scheinen ihr unbewältigbar. Das beeinträchtigt ihren Alltag. Veronika ist es wichtig, über die Schwierigkeiten zu erzählen, die Kinder mit Bedürfnissen, die von der Norm abweichen, im gängigen Schulsystem erfahren. Ihren Nachnamen möchte die heute 26-Jährige jedoch nicht nennen.
Legasthenie und ADS
Als Veronika einige Jahre zuvor in der dritten Klasse Volksschule ist, bekommt sie ein Genügend in Deutsch. Ihre Mutter organisiert Nachhilfe und Veronika fühlt sich missverstanden. Ich bin doch nicht dumm, denkt sie sich und schämt sich stillschweigend. Neben der Nachhilfe besucht sie von nun an ein Legasthenietraining. Ihr Missmut bei den Konzentrationsübungen ist groß. „Ich versteh das doch, aber wenn ich gerade im Schreibfluss bin, denke ich nicht darüber nach“, sagt sie. Das Kind versucht verschiedene Techniken, liest immer wieder Wort für Wort. „Ich habe doch gelesen, was da stehen sollte.“ Nur die Fehler in den Worten, die sie liest, erkennt sie nicht. Wenn Veronika von nun an morgens zur Schule fährt, begleitet sie stets ein unangenehmes Gefühl.
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