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Als dieser Tage in Österreich der Winter an die Tore klopfte, vertrieb der milde Windhauch in Rom die Touristen noch nicht von ihren Sitzen im Freien. Wer über den Petersplatz schlenderte, wo am Weihnachtsstall für Maria, Josef, das Kind und Ochs, Esel gezimmert wird, konnte auch um diese Jahreszeit zu dem Schluss kommen: Die größte katholische Nation der Erde muss Japan sein.

Wer ganz in Schwarz auftritt, wird in Wien für einen Architekten, in Rom für einen Priester gehalten. Die Katholische Weltunion der Presse (UCIP), die dort ihr 75-Jahre-Jubiläum feierte, pilgerte sehr schwarz (viele echte Priester, viele verkleidete Laien, auch Mitglieder aus Afrika) durch Petersdom und Damasushof in die Salla Clementina, wo Johannes Paul II. ihre Vertreter empfing. Er rief sie zu Wahrhaftigkeit und Kirchentreue auf, nahm alle in Augenschein. Beim Stichwort "Furche" huschte, wie es schien, ein wissendes Lächeln über sein Gesicht, dann sank er in reglose Starre zurück.

Dennoch gilt sein Gesundheitszustand derzeit als stabil, sein Geist als wach. Hinter seinem Rücken wird trotzdem kräftig über Nachfolger spekuliert. Vaticanisti bugsieren den Namen Christoph Schönborn immer weiter ins Spitzenfeld; die Buchmacher haben ihn schon auf Platz Zwei. Gesucht wird, sagen sie, ein Pontifex, der pastoral orientiert ist, nicht ständig neue Ukasse publiziert, nicht gar so viel reist, aber die Kurie stärker in den Griff nimmt ...

Liest man die Inschriften in ganz Rom, muss man vermuten, der wichtigste Papst sei Pius IX. gewesen, so allgegenwärtig ist der Proklamator der Unfehlbarkeit. Die meisten Beter im Petersdom versammelt freilich immer noch Johannes XXIII. um sich, der es als Heiliger von einem Grottensarkophag ins Hauptschiff geschafft hat, gleich neben dem fromm geglätteten Fuß des bronzenen Petrus.

Wie wird es weitergehen? Die Herrenfrage "Quo vadis", die auf der Via Appia den lebenden Petrus zur Umkehr bewog, lastet spürbar auf urbs und orbis der ganzen katholischen Kirche.

Der Autor ist freier Publizist.

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