Ächtung des Klonens - Achtung des Geklonten

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Die Nachrichten über mittlerweile drei geklonte Menschenbabys wurden und werden von zahlreichen Fachleuten angezweifelt. Die Begleitumstände, die berichtet werden, klingen skurril; in ihrem Licht erscheinen die Zweifel an der Richtigkeit der Nachricht mehr als nur gerechtfertigt. Die durch die Nachricht - bei allem Zweifel an ihrer Richtigkeit - weltweit ausgelöste Empörung ist ebenso einhellig wie berechtigt: Das Klonen eines menschlichen Wesens ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt schon allein wegen der damit verbundenen unübersehbaren und völlig unabwägbaren Risiken und Gefahren aus moralischer Sicht ein Verbrechen.

Kaum war die Nachricht von diesem Verbrechen bekanntgegeben worden, wurde es auch schon von den selbsternannten Hütern der politischen Moral in Gestalt der Präsidenten Bush und Chirac mit aller Deutlichkeit verurteilt. Alle sprechen dabei von den Tätern, niemand vom Opfer. Alle verurteilen - mit Recht - diejenigen, die am angeblichen Vorgang des Klonens beteiligt waren; niemand denkt aber an die geklonten Babys selbst und daran, sie in der Gemeinschaft der Menschen willkommen zu heißen.

Sofern diese geklonte Babys wirklich existieren, sind sie nämlich Menschen wie du und ich - mit all ihrer menschlichen Würde und ihrem Anspruch auf ein glückliches menschliches Leben. So wichtig es auch ist, endlich Maßnahmen für eine sinnvolle Regelung von wissenschaftlichen Experimenten und die durch den wissenschaftlichen Fortschritt erzielten Möglichkeiten der Reproduktion zu ergreifen - mindestens ebenso wichtig ist es, dass wir uns um die dabei entstehenden Produkte kümmern: Es sind menschliche Wesen - ganz unabhängig von der Art ihrer Erzeugung und davon, ob wir den Vorgang dieser Erzeugung als Verbrechen verurteilen oder nicht. Die menschliche Würde ist unteilbar. Gleichgültig, wie menschliches Leben entsteht - sobald es einmal entstanden ist, hat es den gleichen Anteil wie wir alle an dieser Würde. Edgar Morscher

Der Autor ist Professor für Philosophie an der Universität Salzburg.

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