Ginge es nach all den Glückwünschen der vergangenen Weihnachtsfeiertage und zum Jahreswechsel - wir hätten für 2017 nichts zu fürchten. Nur Gesundheit, Glück und Segen stünden uns bevor. Und eine Zeit des großen Friedens.
Wie oft sind wir zuletzt mit Zeichen der Zuneigung und der Hoffnung auf Gutes beschenkt worden! Bisweilen vielleicht nur als Ritual, oft aber auch ehrlich gemeint.
Und auch wir selbst waren nicht sparsam damit, einander - im Blick auf das Kommende - viel Besinnliches, Fröhliches, Schönes, Erfolgreiches zu wünschen. Mehr noch: Wir waren bereit, in dieser Zeit die Pforten nach innen weiter zu öffnen als gewöhnlich - trotz aller kommerziellen Banalität um die Geburt Christi. Und trotz der Friedlosigkeit dieser Welt. Die alte Tradition, zu heiligen Festen -welcher Religion auch immer - die Waffen schweigen zu lassen, ist ja leider in Vergessenheit geraten.
Vielleicht ist uns inmitten so vieler guter Worte aber auch der Gedanke gekommen: Haben wir uns dieselben Glückwünsche nicht auch vor einem Jahr geschenkt - und in all den Jahren zuvor? Und haben wir dann nicht erleben müssen, dass so viele unserer Erwartungen nicht eingetroffen sind? Dass Menschen um uns, denen wir doch nur Gutes gewünscht hatten, vom Schicksal arg gebeutelt wurden? Dass die Welt den ersehnten Frieden nicht gefunden hat - ganz im Gegenteil?
Das, was wir Zufall, Schicksal oder Fügung nennen, hat sich nicht an unseren Wünschen orientiert -und wird es auch 2017 nicht tun. Wie sollte es auch -im Wirrwarr der Interessen, der Ambivalenz des Menschseins und aller Rätsel der Schöpfung?
Die Hoffnung stirbt gar nicht
Und trotzdem haben uns diese Wochen vor und nach Weihnachten gutgetan. Wir durften von einer Welt träumen, in der sich der Himmel ein wenig stärker als sonst zu uns herniederneigt. Von einer Welt auch, in der wir unsere Vereisungen auftauen und ein Stückchen mehr "Mensch" sein konnten, ohne gleich als naiv zu gelten. In der wir uns nicht genieren mussten, mehr als sonst dem Zauber von Licht und Dunkel zu erliegen. Und vor allem: In der nicht das Ego, der Einzelkämpfer den Zeitgeist beherrscht - sondern offenkundig geworden ist, wie sehr wir einander brauchen und zum Miteinander drängen.
Es war Kardinal Schönborn, der in diesen Sehnsuchtstagen an die drei Grundtugenden des Menschen erinnert hat: an "Glaube" und "Liebe" als die beiden großen Schwestern - und die "Hoffnung" als die kleine dritte Schwester. Dass es aber gerade die Kleinste ist, die den beiden Großen immer vorausgeht und ihnen Kraft gibt.
So gesehen sind alle guten Wünsche, die wir zuletzt ausgetauscht haben, nicht mehr sinnlos, sondern mit ihrem Potential an Hoffnung überlebenswichtig. Denn solange wir für uns und für andere hoffen, öffnet sich etwas in uns - und die Hoffnung stirbt nicht mehr zuletzt, sondern gar nicht.
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