Am Nachmittag ins museum@online

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Wissen und Information werden das 21. Jahrhundert kennzeichnen. "Multimedia" wird die Bereiche des Lehrens und Lernens massiv verändern und "Medienkompetenz" erfordern.

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Wissen und Information werden das 21. Jahrhundert kennzeichnen. "Multimedia" wird die Bereiche des Lehrens und Lernens massiv verändern und "Medienkompetenz" erfordern.

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Das kommende 21. Jahrhundert wird nach dem Wandel von der Industrie- zur Informationsgesellschaft als das Jahrhundert der Telekommunikationstechnologien bezeichnet und durch Begriffe wie Information, Wissen und Ökologie charakterisiert.

Das fundamentale Bedürfnis, gesund und umweltverträglich zu leben und zu arbeiten, macht es notwendig, rasch und ausreichend auf menschlichen Grunderfahrungen - also gespeichertem Wissen - aufzubauen. Es entstehen flächendeckende Netzwerksysteme (Internet), in denen die Information und der Zugang zu gespeichertem Wissen sich zur wichtigsten Ressource entwickeln. Dabei wird ein effizientes globales Wissensmanagement ein wichtiger Baustein für wirtschaftliche und gesellschaftliche Prozesse.

Die Beschaffung von aktueller Information, die Verarbeitung zu qualitativen Wissensbausteinen, die Archivierung und der kostengünstige und standardisierte Zugriff sind Herausforderungen, die mit vielen (inter)nationalen Initiativen in Angriff genommen werden.

Unter Beachtung der beschriebenen Veränderungsprozesse sind in diesem Zusammenhang auch die jüngst veröffentlichen Ergebnisse des Delphi Report Austria zu sehen. Verursacht durch die exponentielle Vermehrung des Wissens bei immer kürzeren Halbwertszeiten hat sich lebenslanges Lernen - zusammen mit der Notwendigkeit zu beruflicher Mobilität - als Grundvoraussetzung für neue Berufschancen und zukünftige Wettbewerbsfähigkeit entwickelt. Daher erweisen sich nach österreichischer Expertenmeinung neue Unterrichtstechnologien und die Einbindung in neue Lehr- und Lernmethoden durch Nutzung der Telekommunikationstechnologien als empfehlenswert. In breiter Übereinstimmung sehen die Fachleute folgende Wichtigkeiten in der Zielsetzung: * Die Bereitstellung einer flächendeckenden Telekommunikations-Infrastruktur, zusammen mit einem einfachen, gebührengünstigen und diskriminierungsfreien Zugang gilt als wesentliche Voraussetzung.

* Die Nutzungsbreite muß einen freien Gestaltungssraum für Produzenten und Konsumenten ermöglichen, die Sicherung der Informationswege garantieren und vor allem auch den elektronischen Zugang zu öffentlichen Informationsarchiven gewährleisten. Mit einem rasch zu verabschiedenden Multimediagesetz sollen Regulierungs- und Urheberrechtsfragen, Tarifregelungen, Authentifizierungs- und Urheberrechte sowie die Mitarbeit der Medien geregelt werden.

* Die Ausstattung der Schulen und das inhaltliche Bildungsangebot muß weiter forciert werden, wobei die Finanzierung, die laufende Betreuung und Aktualisierung sicherzustellen ist. Dabei stellt die Zusammenarbeit am Beratungssektor, die Mitarbeit bei EU-weiten Projekten mit der raschen Umsetzung der Ergebnisse eine wichtige Hilfe dar, Terrain aufzuholen.

* Mit Pilotprojekten entstehen exzellente Chancen für die organisatorisch-gesellschaftliche Umsetzung solcher dualer Ausbildungsformen und fördern somit die Akzeptanz der damit in Zusammenhang stehenden neuen Berufsbilder.

Einige österreichische Beispiele aus dem Schulbereich, wo die Zusammenarbeit zwischen Lehrenden und Lernenden und den Mediengestaltern bereits eindrucksvoll gezeigt wird, sind unter den folgenden Bezeichnungen bekannt: museum@online, net@days oder European Schoolnet. Die Beteiligung daran zeigt, welch breites Interesse diesen Themen entgegengebracht wird und welche Erfahrungen und positiven Ergebnisse daraus entstehen. Um den Bildungsweg nach individuellen Bedürfnissen und Möglichkeiten zu gestalten, gewinnt eine von unten aufbauende Modularisierung von Bildungseinheiten und beim Wechsel zwischen Bildungswegen die Anrechenbarkeit absolvierter Einheiten an Bedeutung. Mit der Realisierung geeigneter organisatorischer und finanzieller Voraussetzungen werden abwechselnde Phasen von Bildung und Erwerbstätigkeit auf breiter Basis möglich und damit ist dem Lernen nach individueller Anforderung in jedem Lebensabschnitt der Weg geebnet.

Wenngleich die Unverzichtbarkeit von direkter Kommunikation und Präsenzphasen betont wird, kann durch interaktive Multimediasysteme ergänzend oder bei bestimmten Zielgruppen durch selbstorganisiertes Lernen individuelle Lernbetreuung erreicht werden. Interaktivem Fernlernen (über Internet) oder multimedialen Selbstlernmedien werden sehr hohe wirtschaftliche Verwertungsmöglichkeiten eingeräumt. Die Anwendungen sind aber durch den nach wie vor vorhandenen Mangel an qualitativen standardisierten Inhalten und durch mangelnde Bewußtseinsbildung in vielen Branchen, aber auch an den klassischen Bildungsstätten erst im Aufbau.

Neue Lehrberufe Es wurde erkannt, daß dabei auch die fachliche Beratung über Anwendungsmöglichkeiten und Systembedienung an Bedeutung gewinnt. Neue Lehrberufsbilder mit zusätzlichen Qualifikationsprofilen in der Beherrschung der Mediensysteme und der Inhaltsgestaltung stehen dabei im Vordergrund.

Die fortlaufende Weiterbildung in der fachlichen Ausrichtung und die Einbeziehung interaktiver multimedialer Lerntechnologien gewinnen zukünftig viel stärker an Bedeutung. Der Lehrende wird zur Drehscheibe der Wissensvermittlung: Die individuelle Ausbildung wird nicht nur um das Wissen der Lehrenden aufgebaut, der Lehrer wird sich auf spezielle wichtige Themenschwerpunkte, die den Zusammenhang herstellen, konzentrieren.

Qualitativ hochwertige Lehrtätigkeit, die im Umgang mit den neuen Medien auch bildungsstufengerechtes Unterrichten vermittelt, wird auch Veränderungen und Erweiterungen in der Lehrbefugnis nach sich ziehen, die eine Verknüpfung von Bildungswesen und Praxisorientierung möglich macht und den flexiblen beruflichen Einsatz fördert.

Die Mitgestaltung von Lehrenden bei der Entwicklung von Lernsoftware wird zukünftig einen weiteren Schwerpunkt darstellen und diesem Beruf neue Attraktivität verschaffen.

Es ist unbestritten, daß sich der Einsatz interaktiver Multimediasysteme an pädagogischen und didaktischen Erfahrungen unter Beachtung alters- und zielgruppenspezifischer Voraussetzungen orientieren wird.

Persönliche Interaktion und Gruppenerfahrung bleiben unverzichtbar ein Bestandteil der durch die interaktiven Medien erweiterten Lehr-und Lernorganisationen.

Der wachsenden Informationsflut kann aber nur in der Ausbildung zu umfassender Medienkompetenz zur Bewertung von Qualität und Auswahl von Information begegnet werden.

Der Autor, Mitarbeiter der Siemens AG Österreich, Bereich Multimedia Koordination, war Mitglied der Expertengruppe "Lebenslanges Lernen" bei der Erstellung des Delphi Reports Austria.

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