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Wenn in wenigen Tagen der 45. Präsident der Vereinigten Staaten gewählt wird, werden die Kommentatoren wieder viel über die großen Unterschiede zwischen den USA und Europa sagen. Doch die Gemeinsamkeiten und Abhängigkeiten zwischen dem alten und dem neuen Kontinent sind bei Weitem größer und alltäglicher, als uns bewusst ist. Die Redaktion der FURCHE stellt vier solcher Querverbindungen in den Fokus. Das Wirtschaftssystem, das beide prägt, die Verzweiflung des Mittelstandes, den Katholizismus, der in Auseinandersetzungen verstrickt ist, die dem europäischen Katholiken - gelinde gesagt - unvertraut sind, und schließlich die Illusion der Mobilität.

Das gelobte Geldland nach Art der Ducks

* Die Geschichten aus Entenhausen erzählen uns über unseren Fetisch Geld und Eigentum und ihre letzten Feinde: die Panzerknacker.

* Von Oliver Tanzer

Was wüßten wir von der Art des amerikanischen Denkens, besser gesagt des amerikanischen Tickens, vom gesellschaftlichen Umgang miteinander und vom Wirtschaften, hätten wir es nicht in Kindertagen aufgesogen über die bunten Geschichten aus einer Stadt, deren Bewohner aufrecht watschelnde Enten, Gänse, Mäuse und Hunde sind? Eine Siedlung, die Amerika in konzentrierter Form darstellt und Kapitalismus in reinster Prägung; ein Hort schrulliger Figuren, die stockkonservativ und gleichzeitig ungeheuer fortschrittlich sind - und vor allem unabänderlich: Seit mehr als 80 Jahren schlagen sich die gleichen Archetypen mit den immer gleichen Problemen durch ein Leben des ständigen Anhäufens und Verschwendens, Ausbeutens und Stehlens des maßlosen Sparens und des gigantischsten Wachstums. Das ist Entenhausen, gezeichnet und geformt von Walt Disney und Carl Barks, bewohnt von Donald, Dagobert, Gustav Gans und Klaas Klever, Gundel Gaukeley und Tick, Trick und Track, den Panzerknackern und all den anderen Freunden und Bösewichten.

Im Zentrum: das Geld

Auf jenen von sogenannten "Donaldisten“ angefertigten Plänen hat Entenhausen einen bis zwei große fensterlose Türme, die auf Hügeln oder kleinen Bergen liegen und die Stadt aufs Vollkommendste beherrschen: Die Geldspeicher Dagobert Ducks. Sie sind Dreh- und Angelpunkt Entenhausens und seiner Abenteuer und alle Wesen sind seltsam auf sie hin ausgerichtet. Man lebt also für das Geld - entweder weil es das eigene ist (Dagobert), oder weil man es gerne haben möchte (Panzerknacker/Gundel Gaukeley etc.).

Dagobert, ein schottischstämmiger Erpel, der - wie weiland der Schöpfer des Kapitalismus Adam Smith - aus Glasgow stammt, führt eine harte und im Gegensatz zu Smith sehr sichtbare Hand. Sie besteht vorzugsweise in grenzenlosem Geiz gepaart mit findigster Gier.

Ohne Gewinnaussichten gibt es keine Investitionen - vor allem nicht in "zwischenentliche“ Beziehungen, wie etwa einer ordentlichen Besoldung des glücklosen Neffen Donald Duck. Der Pechvogel von Entenhausen ist arbeitsloser Vertreter eines Anti-Mittelstandes - ein Wesen, das jede Gelegenheit zur Faulheit nutzt und sein Leben dösend ("zhhhhhh“) vor dem Fernseher verbringen würde, wären nicht Magen und Kühlschrank chronisch leer.

Vorsprachen um Hilfe beim Onkel enden meist mit Stockschlägen des Geizigen auf Donalds Kopf. Seine Schulden beim Alten muss Donald in Form von Komplizentätigkeit abgelten - als Helfershelfer bei den Raubzügen Dagoberts nach den Schätzen der Erde, die er vorzugsweise naiven Eingeborenenstämmen oder gutartigen Außerirdischen abluchst. Wenn Donald und Dagobert nicht mehr weiterwissen springen die Neffen Donalds ein, Tick, Trick und Track, vorzügliche Vertreter der Wissens- und Wikipedia-Gesellschaft: Ihr "schlaues Buch“ ist winzig und enthält trotzdem Antworten auf alle Fragen. Nach Angaben von Duckisten ist das Buch eine gekürzte Version der Bibliothek von Alexandria. Doch Donald kann auch anders: Wird es Nacht, rächt sich der unterjochte Wutbürger als Phantomias bei jenen, die ihn quälten.

Entenhausen ist übrigens vollends patriarchal gebaut: Keiner der Helden ist verheiratet. Es herrscht eine maskuline Vorform des Patchwork, was damit zusammenhängt, dass Entenweibchen wie Daisy äußerst simpel gestrickt sind: hysterisch, eitel und konsumfixiert.

Doch was wäre all das ohne die Panzerknacker. Sie halten Entenhausen durch ständigen versuchten Raub auf Trab und wären sie nicht, der Alte hätte sich bereits die ganze Welt einverleibt. Sie sind auch der einzige Grund, warum Entenhausen als Ganzes auch noch zu Reichtum kommt: Wenn etwa der Fesselballon, in dem Dagoberts geraubtes Gold abtransportiert wird, verunfallt und das ganze Gold über die Stadt ergießt. Was uns Carl Barks wohl damit sagen wollte? Grübel, grübel.

Der amerikanische Albtraum

* Zwischen Drogendeals und Verfolgungsjagden erzählt die Fernsehserie "Breaking Bad“ die Geschichte der von Alltagssorgen und Abstiegsängsten bedrohten Mittelschicht Amerikas.

* Von Veronika Dolna

Zwei Autos, einen Sohn, eine schwangere Frau und eine Hypothek für das Haus in Albuquerque, New Mexico - was Walter White vorweisen kann, lässt sich an einer Hand abzählen. Er ist Chemielehrer an einer mittelmäßigen Highschool und genauso farblos wie sein Name. Soweit ein typisches Mittelstandsleben. Doch bei Walter White wird Lungenkrebs diagnostiziert. Seine Krankenversicherung deckt die Behandlung ebenso wenig wie das Familieneinkommen von 42.000 Dollar im Jahr. Auch das: ein klassisches Mittelstandsschicksal.

Was White aber von anderen Familienvätern und Lehrern unterscheidet - und ihn zur Hauptfigur in der Fernsehserie "Breaking Bad“ qualifiziert - ist die Konsequenz, die er aus der Situation zieht: Er beginnt die Droge Methamphetamin, "Crystal Meth“, zu brauen. Sein Produkt wird zum reinsten, begehrtesten und teuersten Meth im gesamten Südwesten Amerikas.

"Breaking Bad“, dessen fünfte und letzte Staffel im Sommer 2013 ausgestrahlt wird, ist eine der erfolgreichsten Fernsehserien der Gegenwart. 2,6 Millionen Zuseher schauen allein in den USA zu, wie der Chemielehrer ein Drogennetzwerk aufbaut und die Familie sich zwischen Gier und Abscheu verliert. Sieben Emmys hat die Serie seit 2008 gewonnen, zwei Mal wurde sie für den Golden Globe nominiert.

Drogen für die verarmte Mittelschicht des Heartlands

"Breaking Bad“ ist weit mehr als eine klassische Gangstergeschichte. Es geht nicht um die schillernde Welt der Drogenbosse und Kartelle, sondern um das von Alltagssorgen dominierte und Abstiegsängsten bedrohte Amerika des weißen Mittelstandes. Genau damit kitzelt der Serien-Vater Vince Gilligan seit 2008 - die Serie startete noch vor dem Platzen der Immobilienblase - den Nerv der Zeit.

Der Niedergang des Mittelstandes in den USA, vor dem der Politologe Francis Fukuyamas zu Jahresbeginn in "Foreign Affairs“ gewarnt hat, wird auch im US-Wahlkampf abgeklopft. Die jüngsten Zahlen des US Census Bureau bekräftigen das trübe Lebensgefühl in "Breaking Bad“: Der durchschnittliche amerikanische Haushalt ist heute 4,8 Prozent ärmer als 2009. Das durchschnittliche Einkommen ist gar auf das Niveau von 1993 gefallen. In der Serie sucht sich Walter Whites Frau zwei Wochen nach der Geburt einen Job, zu dem sie ihr Baby im Maxi-Cosi begleitet, um das Familieneinkommen aufzubessern. Ihre Schwester, Walters Schwägerin und Frau eines Polizisten, erfüllt sich ihre Wünsche durch kleine Ladendiebstähle.

Dass Walter White seine Drogenproduktion just im Bundesstaat New Mexico aufzieht, ist kein Zufall. Im Ödland an der Grenze, das vor 160 Jahren noch zu Mexiko gehörte, und Welten entfernt von den Häuserschluchten New Yorks und den sanften Hügeln von Hollywood liegt, ist tatsächlich eine populäre Produktionsstätte von Crystal Meth, das in den USA seit den 1990er-Jahren auf dem Vormarsch ist, weil es einfach herzustellen ist: Chemische Grundkenntnisse reichen aus, um in der eigenen Küche einige Gramm Methamphetamin zu produzieren. 2011 hat die amerikanische Drogenbekämpfungsbehörde DEA exakt 4.977 illegale Meth-Labore geschlossen, der Großteil davon lag in den südwestlichen Bundesstaaten.

Genau dort ist die verarmte, weiße Mittelschicht zu Hause. Crystal Meth ist, anders als das teure Kokain, keine Droge für reiche Städter, sondern für die Kernbevölkerung des amerikanischen Heartlands. Und die ist groß: 82 Prozent der Amerikaner leben nicht in Kalifornien oder New York, sondern eben dazwischen. Ihr alltägliches Ringen um den Lebensstandard wird in "Breaking Bad“ so deutlich gezeigt wie in keiner anderen Fernsehserie.

Am Ende bleibt die Serie aber trotzdem ein amerikanisches Märchen: Vince Gilligan hatte sein Konzept nämlich zuerst dem TV-Riesen HBO vorgestellt. Dem war sein Plot zu schräg, sie lehnten ab. Die Produktion übernahm schließlich der kleine Sender AMC, American Movie Classics, der bis dahin nur Film-Wiederholungen im Programm hatte. AMC ging mit "Breaking Bad“ ein großes finanzielles Risiko ein - und wird dafür jetzt üppig belohnt.

Lebensschutz als obere Priorität

* Auch hierzulande ist die katholische Position zu Abtreibung oder Stammzellforschung klar. Doch in den USA bekämpft die Kirchenleitung deswegen die Gesundheitsreform. Schlaglichter einer Entwicklung.

* Von Otto Friedrich

Dieser Tage fiel ein katholischer Hirte jenseits des Atlantiks einmal mehr mit hierzulande kaum verständlicher Aktivität auf: Der Bischof von Colorado Springs erklärte, er würde Joe Biden, Vizepräsident und Katholik, die Kommunion verweigern, weil dieser die Abtreibung befürworte. Eine für die USA typische Diskussion. Man erinnert sich, dass auch dem - katholischen - Demokraten John Kerry, der 2004 gegen George W. Bush kandidierte, Ähnliches um die Ohren flog. Speerspitze war damals der Erzbischof von St. Louis, der bald darauf zum Chef des obersten kirchlichen Gerichtshofs in Rom und zum Kardinal avancierte.

Verweigerte Kommunion etc.

Ähnlich stellten sich 2009 die Auseinandersetzungen um Präsident Barack Obamas Besuch in Notre Dame, der bekanntesten katholischen US-Universität dar, gegen den der gesamte konservative Flügel der katholischen Kirche des Landes inklusive vieler Bischöfe mobil machte. Der Grund auch hier die Opposition gegen Obamas Positionen zur Abtreibung sowie seine Befürwortung der embryonalen Stammzellforschung. Zum Vergleich: Wäre es vorstellbar, dass Heinz Fischer - im Gegensatz zum US-Präsidenten, der einer reformierten Kirche angehört, gar ein Agnostiker - von der katholischen Kirche davon abgehalten wird, etwa an einer katholischen Fakultät zu sprechen, weil seine Position in Lebensschutzfragen von denen der Kirche abweicht?

Das Thema Lebensschutz ist in den USA nicht nur im Blick auf die christliche Rechte, sondern auch in Bezug auf die katholische Kirche ein Schlüsselthema: Die katholische Bischofskonferenz und ihr Vorsitzender, Kardinal Timothy Dolan von New York, werfen Präsident Obamas Gesundheitsreform vor, die Abtreibung zu propagieren und auch katholische Institutionen zur Abgabe "künstlicher“ Verhütungsmittel zu zwingen. Von daher lehnen die Bischöfe die Gesundheitsreform ab und bekämpfen diese engagiert. Und das in einem Land, in dem vor der Gesundheitsreform 30 Millionen Bürger nicht krankenversichert waren.

Ins gleiche Bild passt der Konflikt in Phoenix, Arizona, 2009/10: Der katholische Bischof entzog damals dem St. Josephs-Krankenhaus in der Stadt das Attribut "katholisch“, weil dort im Fall einer Schwangeren mit lebensbedrohlichen Komplikationen das Leben der Mutter durch eine Not-Abtreibung gerettet wurde. Die hauseinige Ethikkommission war zur Überzeugung gelangt, dass andernfalls die Mutter und das Kind verstorben wären. Der Bischof war dieser Abwägung in keiner Weise zugänglich und erklärte die Leiterin der Ethikkommission, eine katholische Ordensfrau, gar für exkommuniziert …

Mag sein, dass diese Beispiele nur eine Seite des US-amerikanischen Katholizismus zeigen. Auf der anderen Seite gibt es die sozial engagierte Kirche, die zuletzt auch im Konflikt um die Ordensfrauen manifest wurde: Nicht zuletzt wegen ihres sozialkritischen Engagements wurden die Frauenorden der USA einer Apostolischen Visitation unterzogen, die von vielen Ordensfrauen als demütigend empfunden wurde. Erst dieser Tage veröffentlichten die Sisters of Mercy (Barmherzigen Schwestern) der USA eine "Wählerhilfe“, in der die Anfang November zur Wahl stehenden Kandidaten auf ihre Kompetenzen zu sozialer Gerechtigkeit abgeklopft werden. Auffällig - und von Internet-Usern gallig kommentiert -, dass bald nach der Veröffentlichung der Wählerhilfe die Internetseite der Sisters of Mercy nicht mehr aufzurufen war. Eine andere Wählerhilfe dagegen ist auf der rechtskatholischen Webseite " www.catholic.com“ zu besichtigen. Dort werden fünf, für katholische Wähler inakzeptable moralische Positionen aufgezählt - Abtreibung, Euthanasie, embryonale Stammzellenforschung, menschliches Klonen sowie die Homo-Ehe. Ein sprechendes Detail: Die Todesstrafe gehört nicht in diesen Wertekanon der Unmoral. Im Gegensatz zu seinem demokratischen Vis-à-vis passt der Vizepräsidentschaftskandidat der Republikaner, der Katholik Paul Ryan, genau in dieses Denkmuster.

Wo Horizont und Himmel verschmelzen

* Die Weiten des amerikanischen Kontinents beflügeln den Mythos vom Land der Freiheit und der unbegrenzten Möglichkeiten.

* Von Sylvia Einöder

Die große Bedeutung der persönlichen Mobilität in den USA - und insbesondere des Autos - kann nicht allein durch die geografischen Dimensionen des Landes erklärt werden. Für die Amerikaner bedeutet das Auto heute jene Freiheit und Unabhängigkeit, die zu den wichtigsten nationalen Gründungsmythen der Vereinigten Staaten gehören.

Ein Blick zurück in die amerikanische Kulturgeschichte: Viele Einwanderer, die auf der Suche nach einem besseren Leben an der Ostküste gelandet waren, brachen Richtung Westen ins Unbekannte auf, um dort ihr Glück zu versuchen und sich ein eigenes Stück Land zu sichern. Während sich die Besiedelungsgrenze, die identitätsstiftende "frontier“, immer weiter Richtung Westen ausbreitete, war das Leben der Pioniere, Jäger und Trapper im Grenzland wild und abenteuerlich. Diese Freiheit, die in der US-Verfassung festgeschrieben ist und in der amerikanischen Nationalhymne besungen wird, prägt bis heute das Alltagsleben der stolzen Bewohner des "land of the free“.

Unterwegs sein - in Richtung persönlichem "American Dream“

"On the road“ zu sein, symbolisiert, in Bewegung zu sein - auf dem Weg nach oben in Richtung persönlichem "American Dream“. Es ist Ausdruck der Sehnsucht, sich zu verändern und neu zu erfinden, seine Aufstiegschance zu bekommen und zu nutzen. Das Unterwegs-Sein steht auch sinnbildlich für die Flexibilität und Vielschichtigkeit der amerikanischen Identität, dieses multikulturell geprägten Schmelztiegels.

Doch gerade Afroamerikaner, Latinos und Native Americans können bis heute nicht im selben Ausmaß wie Weiße am "American Dream“ teilhaben. Aktuelle Studien zur sozialen Mobilität in den USA zeichnen ein konträres Bild zu den vielzitierten Idealen des "American Dream“: Hängt doch der erreichbare soziale Status eines Menschen viel stärker als etwa in Westeuropa von der Klassenzugehörigkeit der Herkunftsfamilie ab.

Den amerikanischen Traum von der großen Freiheit auf dem Freeway fängt wohl kein anderes Buch so treffend ein wie der US-Kultroman "On the Road“ von Jack Kerouac. Er handelt vom rauschhaften Trip zweier junger Männer Richtung Westen: Sie trampen, springen auf Güterzüge, fahren mit Greyhound-Bussen oder auf Lkw-Pritschen quer über den Kontinent. Im Zentrum steht das Lebensgefühl der jugendlichen Außenseiter, deren Reise auch eine Flucht vor sozialen Normen ist, und ihre beobachtende Perspektive auf die Gesellschaft. Der Roman verstand sich als Sprachrohr der Beat-Generation in den Fünfzigerjahren und wurde zu einem Bestseller der Hippie-Generation.

Mit einer ganz ähnlichen Bedeutung ist die symbolträchtige "Route 66“ aufgeladen: Die Ost-West-Verbindung wurde ab Mitte der Zwanzigerjahre sukzessive ausgebaut und war in den Fünfziger- und Sechzigerjahren die wichtigste amerikanische Transkontinentalverbindung. Als einfache, oft kurvenreiche und einspurige Landstraße konnte sie dem wachsenden Verkehr jedoch immer weniger gerecht werden. Im Zuge ihres allmählichen Niedergangs wurde die Straße, besonders im wüstenartigen Westen der USA, romantisch verklärt: Die heute noch vorhandenen Tankstellen, Restaurants und Motels im Stil der Fünfzigerjahre stehen nostalgisch-sentimental für die "gute alte Zeit“. Bald umgab die Straße ein ähnlicher Kult wie die Pferde und Cowboys des Wilden Westens.

Heute sind vor allem Touristen in Leihwägen, Bussen und Wohnmobilen sowie Motorradfahrer auf der Strecke unterwegs. Auch die kulturelle Verwertung der "Route 66“ in Filmen, Songs und Büchern hält ihre Legende am Leben. Roadmovies wie "Easy Rider“ spielen auf Teilstücken der schon damals legendären Route. Und spätestens, wenn die Kamera durch die Windschutzscheibe in die Weiten der Abenddämmerung Arizonas schwenkt, packt uns Europäer jener Freiheitsmythos, den Amerika in seinen großen Erzählungen so meisterlich beschwört.

On the Road

USA 2012. Regie: Walter Salles. Mit Sam Riley, Kristen Stewart, Kirsten Dunst, Steve Buscemi.

137 Min.

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