Arbeitsmarktpolitische Alarmglocken

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Die Arbeitsmarktsituation Österreichs ist sowohl in der internationalen wie auch in der europäischen Relation als durchaus günstig zu bezeichnen - und zwar trotz der geringfügigen Steigerung der Arbeitslosenraten in allerletzter Zeit.

Dass Systemvergleiche immer hinken, und etwa durch die Einbeziehung Arbeitssuchender in Schulungsmaßnahmen Statistiken relativiert werden, ist kein Argument zum Krankjammern unserer Daten: Qualifikationsmaßnahmen sind grundsätzlich zu begrüßen, und Zahlenkosmetik wird auch international betrieben. Dass man aber nun - zum wievielten Mal eigentlich in den letzten 30 Jahren? - die frühere Arbeitsmarktverwaltung bzw. das heutige Arbeitsmarktservice reformieren will, gibt zu denken : zum einen, weil der dringende Handlungsbedarf eben nicht zu sehen ist, und zum anderen, weil sowohl die Einbindung der Sozialpartner wie auch die Regionalisierung und Dezentralisierung in Gefahr zu geraten scheint.

Die Bundesländer und die Interessenvertretungen setzen sich ja vielleicht hier noch durch - aber alle Alarmglocken sollten schrillen, wenn es für das schwächste Glied in der Kette, für die Arbeitslosen, sozusagen ans Eingemachte geht. Die Vorstellungen des Wirtschafts-und Arbeitsministeriums , den "Berufsschutz" aufzuweichen, und den Bezug der Arbeitslosenentschädigung (kein Almosen, sondern ein Rechtsanspruch!) an die Bereitschaft zu knüpfen, auch Jobangebote ein bis zwei Stufen unterhalb der nachweislichen Qualifikation anzunehmen, ist mehr als bedenklich. Nicht nur, weil man damit jede Qualifikationsoffensive per se konterkariert, und dem Verdacht Vorschub leistet, Zuwanderung dadurch verhindern zu wollen, dass möglichst wieder Österreicher einfache und niedrigentlohnte Beschäftigungen annehmen. Es geht vor allem um ein ganz generelles Motivationsproblem: wie soll man Österreichern - ebenso wie Nicht-Österreichern - klar machen, das Bildung, Ausbildung, Fortbildung etwas wert sind? Dass lebenslanges Lernen sich lohnt, dass das wichtigste Kapital der Wirtschaft eines kleinen Landes in den Köpfen und nicht in den Banken lagert?

Die Autorin ist Professorin für Gesellschaftspolitik an der Universität Linz.

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