Armut - eine Herausforderung für Wahlsieger

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Wäre man zynisch, könnte man die letzten Alarmmeldungen von Kreditschutzverband und Schuldnerberatungen über die steigende Anzahl (plus 26 Prozent!) von Privatkonkursen so interpretieren, daß allzuviele Österreicher sich auf Wahlversprechen verlassen haben - in der Hoffnung, zu irgendeiner der Gruppen zu gehören, denen das "Blaue vom Himmel" per Blankoscheck vorgegaukelt wurde.

Immerhin sollte es ja nach der Wahl für fast alle besser werden: für die Kinder, die Frauen, die Familien, die Arbeitnehmer, die Arbeitgeber, die Arbeitslosen, die Pensionisten, die ausländischen Mitbürger ... und daß nicht jede Partei wirklich alle gemeint hat, wurde im Vertrauen auf vielfältige Koalitionsvarianten wohl nicht so tragisch genommen.

Aber so einfach ist die Sachlage leider nicht, unabhängig vom Wahlausgang: keine Regierung wird es sich leisten können, materielle Geschenke zu verteilen - schon gar nicht mit der Gießkanne; und jede Regierung wird auch daran gemessen werden, ob Sozialstandards gehalten bzw. verbessert werden. Immerhin beträgt - auf Erwerbseinkünfte bezogen - die Armutsquote in unserem Land laut jüngsten Eurostat-Daten 27 Prozent, das heißt, jeder vierte Österreicher verfügt über weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens.

Bezieht man allerdings die staatlichen Sozialleistungen in die Berechnung mit ein, das heißt, die verschiedensten Transferzahlungen, verringert sich die Armutsquote auf 17 Prozent : das heißt, daß derzeit der Staat sozusagen zehn Prozent Armut "auffängt", aber immer noch jeder sechste Österreicher vom Rand der Wohlstandsgesellschaft wegkippt. Wobei es sich dabei zu etwa zwei Drittel um ÖsterreicherINNEN handelt, die nach wie vor um rund 40 Prozent weniger als Männer in vergleichbaren Positionen verdienen ... von ihnen war aber, abgesehen von der Mutter- beziehungsweise Familienrolle, im vergangenen Wahlkampf ebenso selten die Rede wie davon, wie insgesamt Armut im drittreichsten Land der Europäischen Union bekämpft werden soll.

Und zwar ohne daß der Staat seinerseits ans Familiensilber oder aber in den Konkurs geht ...

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