Koch Lehre - © Foto: Aaron Thomas / Unsplash

Ausbildung trotz fehlender Lehrstellen

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Lehrstellen sind auch in diesem Sommer wieder heiß begehrt, viele Jugendliche werden in der Privatwirtschaft keinen Ausbildungsplatz finden. Bei „Weidinger und Partner“ bekommen sie eine Chance auf eine umfangreiche Ausbildung und eine erfolgreiche Vermittlung an potenzielle Arbeitgeber.

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Lehrstellen sind auch in diesem Sommer wieder heiß begehrt, viele Jugendliche werden in der Privatwirtschaft keinen Ausbildungsplatz finden. Bei „Weidinger und Partner“ bekommen sie eine Chance auf eine umfangreiche Ausbildung und eine erfolgreiche Vermittlung an potenzielle Arbeitgeber.

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Bangen und Hoffen, so lässt sich die Gefühlslage vieler jugendlicher Schulabgeher Ende August wohl am treffendsten beschreiben. Bewerbungen für eine Lehrstelle wurden schon vor Wochen und Monaten abgeschickt, auf eine Zusage warten viele vergeblich. Allein Ende Juli fehlten in Österreich laut Arbeiterkammer (AK) 18.000 betriebliche Lehrstellen. Auch das Arbeitsmarktservice (AMS) kann nicht ausschließen, dass im Herbst Jugendliche ohne Lehrstelle dastehen werden.

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Für Jugendliche, die keine Lehrstelle finden, ist dennoch nicht alles verloren. Fünf Ausbildungseinrichtungen in Wien kümmern sich darum, dass Jugendliche trotz Absagen die Chance auf einen Lehrabschluss erhalten – jeder vierte Lehrling ist mittlerweile in einer derartigen Einrichtung untergebracht. Eine dieser Ausbildungseinrichtungen ist „Weidinger & Partner“, das seit elf Jahren in Zusammenarbeit mit dem AMS junge Menschen ausbildet und vermittelt.

„Jugendliche, die zu uns kommen, machen zuerst einen Berufsorientierungskurs“, erklärt Reinhard Weidinger, der das Unternehmen „Weidinger & Partner“ ins Leben rief. Weidinger hat viel Erfahrung in der Ausbildung von Jugendlichen. Nach seinem Wirtschaftsstudium und einer Trainerausbildung war er freiberuflich für das „bfi“ (das Berufsförderungsinstitut) tätig, bevor er sich selbstständig machte.

„Ich habe bald bemerkt, dass mir das Organisieren mehr liegt als das Ausbilden“, beschreibt Weidinger seine Motivation, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Im Ausbildungszentrum am Wiener Mexikoplatz – einer von mehreren Ausbildungsorten – können junge Menschen in verschiedenen Branchen ihren Lehrabschluss machen. Derzeit sind es zwischen 700 und 1000, die von rund 120 Trainern geschult und gefördert werden.

Vorbereitung aufs echte Leben

Von den Fortschritten in der Ausbildung der Koch- und Kellnerlehrlinge können sich Jugendliche wie Trainer täglich ein Bild machen: In der betriebseigenen Küche bereiten die Nachwuchsköche jeden Tag ein dreigängiges Mittagsmenü frisch zu. Neben traditionell österreichischer Küche kommen auch internationale Spezialitäten auf den Teller, dafür sorgen die drei Küchenausbildner, die allesamt für mehrere Jahre international tätig waren.

Ein Schweizer, der über zwanzig Jahre in Restaurants in Asien kochte, ein Engländer, der für mehrere Saisonen Pâtissier auf einem Kreuzfahrtschiff war, und ein Österreicher, der in den feinsten Wiener Lokalen gelernt und gekocht hat, kümmern sich darum, dass die Jugendlichen perfekt auf den Beruf vorbereitet werden.

Doch die Jugendlichen, egal ob in der Küche, als Reisebürolehrlinge, in Bauberufen oder während der heiß begehrten Ausbildung zum Mediendesigner, bekommen nicht nur fachspezifische Qualifikationen vermittelt. Das Ausbildungsprogramm umfasst weit mehr: Schuldefizite werden mittels eigener Mathematik- und Deutschkurse ausgeglichen – viele Jugendliche haben massive Schwierigkeiten mit einfachen Prozentrechnungen und sinnerfassendem Lesen.

Diese Jugendlichen stehen nicht auf dem Abstellgleis, sondern am Beginn einer erfolgreichen Berufslaufbahn.

Auf Vermittlung von sozialer Kompetenz wird ebenfalls sehr viel Wert gelegt. „Das erste ist, dass die Jugendlichen überhaupt einmal das Grüßen lernen“, erklärt Weidinger. Nebenbei finden immer wieder Projekte mit aktuellem Bezug statt. So wurde eine Aufklärungskampagne zum Thema „Gesunde Ernährung“ gestartet, die pharmazeutisch-technischen Assistenten organisierten kürzlich einen Ausflug zur KZ-Gedenkstätte Mauthausen.

Ein eigenes „Zentrum für Beratung und Information“ bietet den Jugendlichen zusätzlich die Möglichkeit, sich mit persönlichen Problemen anonym an Sozialpädagogen und Sozialarbeiter zu wenden.

„Wir möchten die Jugendlichen auf die realen Bedingungen in Unternehmen vorbereiten“, macht Weidinger klar. Trotz der vielen Zusatzangebote handelt es sich bei der Ausbildung um eine klassische Lehre mit allem, was dazugehört: Pünktlichkeit, Disziplin und gutes Benehmen. „Natürlich gibt es auch Verwarnungen, die früher oder später zu einer Entlassung führen können, immerhin haben die Jugendlichen einen normalen Arbeitsvertrag mit mir“, sagt Weidinger.

Viele der Jugendlichen, die bei „Weidinger & Partner“ eine Lehre machen, sind jedenfalls glücklich darüber, endlich einen Platz gefunden zu haben. „Ich habe zuerst eine Ausbildung in der Systemgastronomie und dann als Einzelhandelskaufmann begonnen. Ich musste das vom AMS aus machen, aber gefreut hat es mich nicht“, erklärt einer der Jugendlichen, der jetzt eine Lehre zum Markt- und Kommunikationsfachmann macht.

Eine andere lernt die Sehenswürdigkeiten von rund 110 Städten auswendig. „Ich habe hier zuerst ein Jahr lang eine Ausbildung zur Reisebürofachfrau gemacht, habe dann aber auf eine Schwesternschule gewechselt. Nach zwei Jahren war für mich klar: Das macht mir keinen Spaß. Deswegen mache ich jetzt meine Ausbildung zur Reisebürofachfrau fertig“, erzählt eine junge Frau mit türkischem Vornamen.

Karriere mit Lehre

Dass trotzdem viele Jugendliche die Lehre bei „Weidinger & Partner“ nicht abschließen, stört die Ausbildner ganz und gar nicht. „Unsere Jugendlichen machen während ihrer Lehre regelmäßig mehrwöchige Praktika in richtigen Unternehmen. Viele kommen von diesen dann oft nicht mehr zurück, weil sie vom Praktikumsbetrieb abgeworben und übernommen werden. Das freut uns natürlich besonders, damit haben wir unser Ziel erreicht“, berichtet Reinhard Weidinger. Erst kürzlich wurde ein Koch-Lehrling vom Wiener 5-Sterne-Hotel SAS übernommen – eine große Auszeichnung für die Arbeit der drei Kochausbildner.

Besonders stolz sind die Ausbildner auch auf eine junge Frau aus einem integrativen Lehrgang für Friseure – ein Lehrgang, in dem vor allem jene ausgebildet werden, die eine spezielle Förderung brauchen, weil sie beispielsweise nur einen Sonderschulabschluss haben.

Erfolgreiche Entwicklung

„Als sie zu uns kam, war sie verschüchtert. Zu Hause wurde sie verprügelt und missbraucht, sie war mit den Nerven völlig am Ende. Heute, wenige Jahre später, ist sie höchst erfolgreich in ihrem erlernten Beruf. Sie arbeitet in einem Top-Friseursalon in der Wiener Innenstadt und hat mittlerweile das Sorgerecht für ihre beiden kleineren Geschwister übernommen. Zuletzt hat sie eine Präsentation bei einer großen Gala eigenständig organisiert“, erzählt Weidinger erkennbar stolz.

Doch auch Jugendliche, die bei „Weidinger & Partner“ ihre Lehre abschließen, haben hervorragende Chancen am Arbeitsmarkt. „Genau das macht den großen Unterschied aus. Ohne Lehrabschluss hat man kaum eine Chance, mit Lehrabschluss hat man hingegen sehr gute Chancen, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“, so Weidinger. Damit zeigt sich deutlich: Diese Jugendlichen stehen nicht auf dem Abstellgleis, sondern am Beginn einer erfolgreichen Berufslaufbahn.

Der Autor ist freier Mitarbeiter der FURCHE.

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