"Bin dem Ruf des Sultans gefolgt"

Werbung
Werbung
Werbung

Rahila al Riyami, eine der zwei Frauen in der omanischen Madschlis as-Schura, zu ihrem Wahlkampf ohne die Hilfe einer Partei, zur Wahlbeteiligung und über 81 Kollegen, die voll hinter Frauenanliegen stehen.

Die Furche: Haben Sie jemals damit gerechnet, omanische Parlamentsabgeordnete zu werden?

Rahila al Riyami: Ich habe eigentlich nie daran gedacht. Nicht nur, weil es lange gar nicht möglich war, sondern weil ich eine andere Karriere im Bildungsministerium eingeschlagen habe. Als aber der Weg ins Parlament prinzipiell offen stand, haben mich Freunde ermutigt, mich der Wahl zu stellen. Zu der Zeit war ich auch Vorsitzende der omanischen Frauenbewegung, immerhin 39 verschiedene Gruppierungen. Und da gab es schließlich den Ruf unserer Majestät, des Sultans, dass sich Frauen an den Wahlen beteiligen sollen - und so habe ich mich entschlossen zu kandidieren, und ich habe gewonnen.

Die Furche: Im Oman gibt es keine Parteien, wer hat Sie bei Ihrer Wahlkampagne unterstützt?

Riyami: Jeder und jede muss für sich selbst wahlkämpfen und sich anstrengen. Aber jeder und jede hat auch Freunde, die helfen, jeder und jede hat Familie, einen bestimmten Background, eine eigene Geschichte, einen bestimmten Karriereweg - das alles hilft im Wahlkampf.

Die Furche: Wer hat Ihren Wahlkampf finanziert?

Riyami: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um einen Wahlkampf zu führen - und für die meisten dieser Wege braucht man kein Geld. Alle Kandidaten erhalten vom Innenministerium eine Internetseite, wo sie sich und ihre Vorstellungen präsentieren können. Außerdem wurde für alle Kandidaten eine eigene Telefonleitung freigeschaltet. Daneben habe ich vor allem die Frauengruppen im Oman besucht und dort mein Programm präsentiert und für Stimmen geworben - dasselbe versuchte ich auch auf Regional- und Gemeindeebene. All das kostet ja praktisch nichts.

Die Furche: Es ist also kein Geldfrage, kandidieren zu können?

Riyami: Nein, am Geld scheitert keine Kandidatur.

Die Furche: Woran scheitert es dann? 15 Frauen haben für den Einzug in die Madschlis as-Schura kanditiert - zwei sind reingekommen.

Riyami: Alle haben faire Chancen gehabt. Aber die Wahl hängt nun einmal vom Lobbying und von der Kampagne ab - jeder und jede muss für jede Stimme kämpfen, um schlussendlich zu den 83 Abgeordneten zu zählen.

Die Furche: Was soll man tun, um die Wahlbeteiligung zu steigern?

Riyami: Die Wahlbeteiligung war schon in Ordnung: 262.000 von 800.000 Wahlberechtigten haben sich registrieren lassen, 40 Prozent davon waren Frauen. Ich bin sehr stolz, dass soviele Frauen diese Gelegenheit in Anspruch genommen haben, obwohl es ja eine völlig neue Erfahrung für sie war.

Die Furche: Warum braucht eine Monarchie überhaupt ein Parlament?

Riyami: Weil wir die Bürger repräsentieren. Wir haben beratende Aufgaben, wir haben aber auch eine starke Kontrollfunktion gegenüber den Ministern.

Die Furche: Sind Sie mit den Kompetenzen der Madschlis as-Schura zufrieden, oder wollen Sie noch mehr?

Riyami: Es ist die Politik unseres Landes, dass alles Schritt für Schritt kommt. Wir sind ein junges Land, wir sind ein Land mitten in einem enormen Entwicklungsprozess. Wir haben erst 1970 mit dem Regierungsantritt unserer Majestät, Sultan Qabus, gestartet, das Land aufzubauen. Die Madschlis hat 1991 zu arbeiten begonnen - schauen Sie, wo wir heute sind: Es gibt kein Gesetz mehr, an dessen Erarbeitung die Madschlis nicht maßgeblich beteiligt gewesen ist. Es gibt kein Gesetz mehr, bei dem nicht auf die Meinung der Madschlis, und damit der Bürger, Rücksicht genommen wurde.

Die Furche: Auf welches Gesetz, auf welche Initiative der Madschlis sind Sie besonders stolz?

Riyami: Worauf ich besonders stolz bin: Obwohl in der Madschlis zwei Frauen 81 Männern gegenüber sitzen, merke ich keine Benachteiligung. Und wenn wir uns Frauenthemen annehmen, dann erhalten wir volle Unterstützung von unseren männlichen Kollegen. Möge Gott geben, dass es so bleibt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung