Die OECD erwartet für Europa einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um vier Prozent für 2009. Und war in Wien, um zu prüfen, wie sie Österreich einordnen soll. In den letzten fünf Jahren ist Österreich schneller gewachsen als der Euro-Raum, besonders im Vergleich zu Deutschland.
Jetzt wird Österreich wegen seiner Ostverbindungen herabgestuft. Wir zahlen für jeden Kredit mehr als Deutschland, da mag der Ruf dieses großen, traditionell stabilen Landes mitspielen. Aber wir zahlen auch noch mehr als Italien und Spanien. Die geografische Lage Österreichs und die für ein kleines Land ungewöhnlichen Marktanteile werden negativ gewertet. Es stimmt, dass Österreich als Industrieland mit hohen Exporten sich der Krise nicht entziehen kann und dass die Dynamik des Ostens vorübergehend auch ein höheres Risiko bedeutet. Dennoch beruht der Erfolg Österreichs nicht nur auf der Nähe zum Osten.
* Das Preis/Leistungsverhältnis in der Industrie ist günstig, und die Arbeitskosten steigen mäßig. Die Löhne liegen im guten Mittelfeld, die Produktivität ist nahe an der europäischen Spitze.
* Österreich hat heute die vierthöchsten Forschungsausgaben. Die Dynamik ist noch wichtiger: Österreich hatte in den 90er Jahren 1,5 %, jetzt sind es 2,63 %.
* Österreich hat Fachhochschulen eingeführt, Universitäten reformiert. Vieles fehlt, von Kinderbetreuung bis zur Chancengleichheit, es gibt ein Defizit bei technisch- naturwissenschaftlichen Studien.
* Österreich hat einen flexiblen Arbeitsmarkt, aber mit starker Absicherung.
* Die Sozialpartnerschaft funktioniert. Sie sichert nicht nur bestehende Rechte, sondern forciert auch wachstums- und beschäftigungssichernde Lösungen.
Österreich hat große Konjunkturpakete früh geschnürt. Und das Defizit ist noch immer niedriger als in den großen Ländern. Selbst wenn wir noch etwas dazulegen. Das sollte einen Österreich-Bonus ergeben, der nicht nur auf Osteuropa basiert - das übrigens nach der Krise wieder stärker wachsen wird als der Westen.
* Der Autor ist Direktor des WIFO
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