Brandleger und Terroristen ...

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Unsere Gewerkschaft ist gerüstet. Wenn einmal dieses Arbeitslosenheer marschiert, dann brennt die Republik". Kein schöner Satz - auch nicht für einen Fachgewerkschafter in der berechtigten Sorge um seine Klientel und in der Empörung über die mangelnde Einbindung von Interessenvertretungen in die Konzeption von Maßnahmen, deren soziale Treffsicherheit zumindest umstritten ist. Der Gewerkschaftspräsident hat diesen Satz sofort entschärft: man werde "nicht mit der Fackel in der Hand durchs Land ziehen!" Was er nicht getan hat: er hat seinen Kollegen nicht öffentlich demontiert oder zur Demission gedrängt.

Man muss Verzetnitsch zugute halten, dass er die Erregung Kaskes nachvollziehen konnte. Aus seinen Worten aber keine "Distanzierung" herauszuhören, ist wohl (un-)bewusste Fehlinterpretation. Dass ein gewaltiger Sturm der Entrüstung losbrach - und zwar ausgerechnet von Seiten der FPÖ, deren führende Funktionäre (allen voran prominente "einfache Parteimitglieder") in der Wortwahl nicht gerade zimperlich sind, verwundert nicht: es mag ja irritierend für sie gewesen sein, dass da plötzlich jemand den verbalen Fehdehandschuh aufhebt und sich dem schon längst erklärten "Krieg der Worte" stellt - in dem es offensichtlich kaum einen Tag Feuerpause gibt: wer Kritiker an einem SS-Veteranentreffen als "Tugendterroristen" bezeichnet, arbeitet wahrlich mit der Steinschleuder im Glashaus.

Die "Sager" von FP- Funktionären füllen mittlerweile immerhin Bände, und ihre Wahlkampfslogans sind europaweit höchst unrühmlich bekannt geworden. Keine gute Ausgangsbasis, sich als sprachliche Sittenwächter aufzuspielen.

Jedenfalls aber tut es auch den Gewerkschaften und ihren Anliegen nicht gut, wenn sie auf den verbal-radikalen Populismuszug aufspringen. Neue Verhandlungssituationen verlangen Umorientierung und eine neue Verhandlungstaktik. Möglicherweise muss sich Österreich von seinem Musterschülerplatz in der europäischen "Streikstatistik" verabschieden. Die Gewerkschaften sollten es aber auch nicht darauf anlegen, ihrerseits in Zukunft Sprachwissenschafter oder EU-Weisenräte zu beschäftigen.

Die Autorin ist Professorin für Gesellschaftspolitik an der Universität Linz.

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