Briefe und Partnerschaften

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Der ÖGB hat mit dem Ausmaß der Beteiligung an der Urabstimmung und auch mit der Akzeptanz der Vorgaben in den Fragestellungen einen merkbaren Erfolg erzielt, über die vorsichtig nicht allzu hoch gelegte Latte hinaus. Das war offensichtlich nicht nur gut für das Selbstbewusstsein der Arbeitnehmervertretung in den laufenden Lohnverhandlungen und in bezug auf die Neugestaltung der Abfertigungsregelungen - es war auch gut für die Sozialpartnerschaft insgesamt und deren Relation zur Regierung. Dieser hat Präsident Verzetnitsch in einem Brief Forderungen übermittelt, die sich auf die Ergebnisse der Urabstimmung beziehen - und er kann damit rechnen, dass - wenn schon nicht inhaltlich - zumindest sein Brief zeitgerecht ankommt und im Regierungsgebäude zugestellt wird. Das Postamt 1010 Wien ist sicher nicht vom Sparprogramm betroffen - im Gegensatz zu vielen anderen kleinen Dienststellen in strukturschwachen Regionen. Die Bürger (und auch die betroffenen Mitarbeiter) können sich da nicht so sicher sein, wie es mit "ihrer Post" weitergeht. Wobei es sich da ja nicht nur um Briefe handelt, sondern auch um eine Reihe anderer Postdienste - bis hin zu Geldüberweisungen. Und für nicht wenige Menschen - vor allem Pensionisten - ist da die Post wirklich PostAMT, sozusagen eine "offizielle Stelle", der man vertraut. Ob hier die neuen "Post-Partnerschaften", d. h. die Übernahme der Postdienste durch (meist kleine) Lebensmittelhändler von allen nur hoffnungsvoll begrüßt wird? Mag man wirklich zwischen Feinkostvitrine und Obststand nachfragen, ob denn die erwartete Geldüberweisung schon eingetroffen ist? Und nimmt man die eingeschriebene Mahnung gerne dort entgegen, wo man ohnedies nicht zu den "guten Kunden" gehört? Da wird es noch eine Menge vertrauensbildende Maßnahmen und vor allem Mitarbeiterschulungen bei den "Post-Greißlern" brauchen. Und eine übergeordnete Strategie der Sozialpartnerschaft im Hinblick auf Konsumenteninformation und -schutz.

Das Infrastrukturargument allein - dass mit der Zusatzfunktion für den Lebensmittelhändler wenigstens die Nahversorgung gesichert ist - greift zu kurz.

Die Autorin ist Professorin für Gesellschaftspolitik an der Universität Linz.

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