Bücher als Bildungsantrieb

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Amerikanische Soziologen belegen, dass sich die elterliche Investition in eine Hausbibliothek auf die Ausbildungswege der Kinder positiv auswirkt.

Kinder, die mit vielen Büchern aufwachsen, haben einen längeren Bildungsweg vor sich als Kinder aus einem weniger buchaffinen Umfeld. Mäßig überraschend, könnte man meinen - wenn nicht zugleich festgestellt würde, dass Ausbildung, Beruf und sozialer Status der Eltern daran wenig ändern, wie eine Forschungsgruppe um Mariah Evans, Soziologin an der University of Nevada, Reno, herausfand. Deren Studie wurde vor Monaten veröffentlicht, ging aber hierzulande, wenn man von Fachmedien absieht, im Sommerloch verloren.

Die Grunddaten aus 73.249 Haushalten mit Kindern entstammten teils den sozialwissenschaftlichen Erhebungen anderer Institutionen, welche über 27 Länder hinweg jeweils die Größe der Hausbibliothek und die Art der Bücher berücksichtigten. Zudem wurden die Eltern gefragt, wie groß die Bibliotheken ihrer Kindheit waren, und ob ihre eigenen Mütter und Väter sowie sie selbst öffentliche Büchereien nützten.

Eine umfangreiche Hausbibliothek sehen Evans und ihr Team als deutlichen Indikator dafür, dass Bildung, Lernen und Wissen im Allgemeinen als hoher Wert empfunden und genossen werden. Dies kann sich über Generationen entwickelt haben, aber auch selbst erworben sein, in dem Sinn, dass es keine "Bildungstradition" in der Familie gibt. Der voraussichtliche Bildungsweg eines Kindes ergibt sich als "Funktion" aus der elterlichen Bildungskarriere, der aktuellen Familiensituation sowie nationalen Charakteristika, die aufgrund unterschiedlicher Bildungssysteme zu berücksichtigen sind wobei der Buch-Faktor alles andere überwiegt.

Buch schlägt Akademikereltern

Schlussendlich lassen sich folgende Zahlen festmachen: Über die Nationen hinweg wuchsen zehn Prozent der Befragten ohne Bücher im Familienhaushalt auf, 23 Prozent hatten etwa zehn und 16 Prozent bis zu 25 Bücher daheim. Ein Drittel gab bis zu 75 Bücher an, bei 18 Prozent waren es mehrere hundert - wobei der Durchschnitt 112 Bücher betrug.

Aus den Biografien der Eltern lässt sich für die Kinder ablesen: Wer mehr als 500 Bücher um sich hat, wird im Schnitt um 3,2 Jahre länger in Ausbildung sein als jemand mit wenigen oder keinen Büchern. Die Chance auf den Abschluss einer höheren Schule ist für ersteren um 36 Prozent höher, ein Hochschulabschluss um 19 Prozent wahrscheinlicher.

Im Vergleich dazu hinkt der Bildungsstand der Eltern als Antrieb hinterher: Wenn beide Elternteile Akademiker sind, liegt die Wahrscheinlichkeit für einen Hochschulabschluss ihres Kindes nur um 16 Prozent über jenem eines Sprösslings aus einem bildungsfernen (oder bücherfreien) Haus.

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