US German American bund - © Foto: Wikimedia

Das ist doch immer möglich: Sinclair Lewis' Roman "It can't happen here"

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Seit einem Jahr ist Donald Trump im Amt. Nicht nur die Vorgänge in den USA beunruhigen. Hellsichtig ist oft die Literatur.

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Seit einem Jahr ist Donald Trump im Amt. Nicht nur die Vorgänge in den USA beunruhigen. Hellsichtig ist oft die Literatur.

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Dieser Präsident ist vor allem ein genialer Schauspieler. Doch noch wichtiger ist "seine ungewöhnliche Fähigkeit, echt erregt zu sein durch seine Zuhörer und mit ihnen und sie durch ihn und mit ihm." Abgesehen davon, ist er aber ein ziemlicher Durchschnittsmensch. "Oh, er war durchschnittlich genug. Er besaß jeden Nachteil und jedes Verlangen eines jeden amerikanischen Durchschnittsbürgers. [...] Er hielt den Genuss von Austern und Kaviar, Spazierstöcke, Titel, Teetrinken und alle Dichtung, die sich nicht für Tageszeitungen eignete, sowie alle Ausländer, die Engländer vielleicht ausgenommen, für degeneriert." Doch er ist eben kein normaler Durchschnittsmensch, denn er ist "zwanzigfach vergrößert durch sein Publikum. Es erblickte ihn, während er nicht einen Deut mehr sagte, als ein jeder von ihnen auch hätte sagen können und darum begreifen konnte, wie einen Turm hoch über sich und hob die Hände in Verehrung zu ihm auf."

Die Presse? Lügt und verleumdet, sagt der Präsident. Er kämpft für die "Vergessenen Männer", schürt die Wut auf Intellektuelle und Eliten und verkündet lauthals, dass er dafür sorgen werde, dass das Geld im Land bleibt und die USA unabhängig von Importen werden. Auf die übrige Welt könne man pfeifen. Eine Stunde nach seinen Reden wissen Zuhörer zwar nicht mehr, was er eigentlich gesagt hat, trotzdem oder deswegen hat er die Wahl gewonnen. Der Fehler seiner Gegner? Anstand und Vernunft zu repräsentieren, "in einem Jahr, da das Wahlvolk etwas fürs Herz verlangte, nach den gepfefferten Sensationen hungerte, [...] und all diese primitiven Sensationen genossen sie", wenn er "seinen Mund auftat und brüllte."

Nein, die Rede ist hier nicht von Donald Trump, sondern von einer 1935 erfundenen Romanfigur namens Buzz Windrip. Ähnlichkeiten mit dem gegenwärtigen Präsidenten der USA sind rein zufällig -oder eben auch nicht. Denn der Nährboden für populistische Agitation und rechtes Ausschlussdenken, die politische Situation der 1930er-Jahre und der Gegenwart ähneln einander auf gespenstische Weise.

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