"Das ist gelebte Nachhaltigkeit“

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* Das Gespräch führte Gerlinde Wallner

Seit 400 Jahren sind Teile des Dunkelsteinerwalds (NÖ) in Besitz der Familie Montecuccoli. Felix Montecuccoli, Präsident der Land und Forst Betriebe Österreich, erklärt, wie die Familie eine nachhaltige Forstwirtschaft ermöglicht.

Die Furche: Wie sieht eine moderne nachhaltige Waldbewirtschaftung aus?

Felix Montecuccoli: Der innerste Kern der Waldbewirtschaftung ist es, reife Bäume zu ernten. Neue werden wieder angepflanzt, junge Bäume gepflegt. Zweistens muss eine Balance zwischen Ökonomie und Ökologie gefunden werden. Die ökonomische Seite ist wichtig, damit etwa Mitarbeiter im Betrieb bezahlt werden können, die Gesellschaft einen nachwachsenden Rohstoff hat, der das Klima nicht belastet, keine Müllberge hinterlässt. Auf der anderen Seite, der ökologischen, soll Biodiversität erhalten bleiben, ebenso wie Bodenfruchtbarkeit, der Schutz vor Naturgefahren, z. B. Lawinen oder Hochwasser. Diese Balance ist die tägliche Aufgabe des Forstmenschen.

Die Furche: Wie wirkt sich die Tradition in ihrem Unternehmen aus?

Montecuccoli: Die Bäume, die ich zu Hause ernte, hat mein Großvater gepflegt und mein Urgroßvater gepflanzt. Die Bäume, die ich pflanze und pflege, wird mein Sohn einmal ernten und die Jungbestände, die ich heute gründe, mein Enkel. Jetzt weiß ich weder, wie mein Enkel sein wird, ob er das auch schätzt, noch, welche Bedingungen dann sein werden: Welches Wetter, welcher Markt, welche Holzarten werden gebraucht? Ich muss erstens die Baumart wählen, die in meiner Region gut wächst. Andererseits muss ich mein Bewirtschaftungssystem z. B. von einem Zeitraum von 100 Jahren auf 60 Jahre ändern. Wir müssen in der Branche deutlich flexibler werden, uns anpassen können.

Die Furche: Was kostet Wald?

Montecuccoli: Einen Forstbetrieb können Sie im Grunde nur durch zwei Arten erwerben: heiraten oder erben. Im Ernst, es gibt immer wieder welche zu kaufen, aber das ist sehr selten. Wenn größere Waldflächen verkauft werden, dann meist nicht als Wirtschaftsbetrieb, sondern als Liebhaberei. Wald zu kaufen, macht ökonomisch keinen Sinn. Marktwert und Ertragswert klaffen sehr stark auseinander: Teilweise wird für einen Wald das Vierfache von dem bezahlt, was er als Wirtschaftsunternehmen eigentlich wert ist.

Die Furche: Haben Sie einmal daran gedacht zu verkaufern?

Montecuccoli: Vor fünf Jahren wäre es für mich als Waldbesitzer ökonomisch vernünftig gewesen, meinen Wald zu verkaufen - da hätte ich am Markt vielleicht das Vier- oder Fünffache an Wert bekommen. Dass ich auf den Marktwert verzichte, ergibt nur Sinn, weil ich das Ziel habe, den Besitz weiterzugeben. Das ist mein einzige Motivation. So passiert das auch seit Generationen. Das ist gelebte Nachhaltigkeit.

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