Der blutige Furor des Konvertiten

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Efraín Ríos Montt starb in Freiheit. Der Mann, der vor fünf Jahren wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 80 Jahren Haft verurteilt wurde, hat für seine Taten nicht gebüßt. Am Ostersonntag erlag er 91-jährig in seinem Wohnhaus in Guatemala einem Herzversagen. Ein ihm günstiger Verfassungsgerichtshof hatte das Urteil wegen Formfehlern aufgehoben. Trotz ihrer nur knapp 17-monatigen Dauer ist seine Diktatur als eine der blutigsten in die Geschichte des zentralamerikanischen Landes eingegangen. 1982 putschte er sich, unterstützt von rechtsextremen Politikern, an die Macht. Er selbs war acht Jahre zuvor Opfer eines Wahlbetrugs geworden. Als Kandidat der Christdemokraten war er 1974 gegen das korrupte Regime angetreten und hatte gewonnen. Allerdings musste er ins Exil fliehen.

In Kalifornien fand der Katholik dann zur evangelikalen Kirche El Verbo, die fundamentalistische Lehren verbreitete. Mit dem Furor des Konvertiten sollte er dann als Militärherrscher seine Vorstellungen von Moral und Ordnung predigen. Fusiles y frijoles, "Gewehre und Bohnen" hieß sein Programm, das Indigene in "Modelldörfer" steckte. Das Maya-Volk der Ixil im Norden des Landes wurde nahezu ausgerottet. Die Vereinten Nationen qualifizierten den Feldzug gegen die Ixil im Departement Quiché jedenfalls als Völkermord.

Ríos Montt hielt im Fernsehen Predigten, mit denen er die Bevölkerung zu christlicher Moral erziehen wollte. Er führte die Todesstrafe wieder ein und ließ mehrere Verbrecher füsilieren. Die Schreckensherrschaft wurde am 8. August 1983 durch einen neuerlichen Staatsstreich, angeführt von Verteidigungsminister General Óscar Humberto Mejía Víctores, beendet. Dessen Regime war zwar kaum besser, doch musste er unter internationalem Druck den Weg für Wahlen und einen Übergang zur Demokratie bereiten.

Die Karriere von Ríos Montt war damit aber nicht beendet. Er gründete die Rechtspartei "Republikanische Front Guatemalas (FRG)" und bewarb sich 2003 neuerlich aber erfolglos um die Präsidentschaft. 2007 zog er als Abgeordneter in den Kongress ein und genoss damit Immunität, die ihn vor gerichtlicher Verfolgung schützte, als die Justiz zögerlich begann, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Zwei Wochen nachdem seine Immunität erlosch, musste er 2012 vor Gericht erscheinen und wurde dann ein Jahr später verurteilt. Einem weiteren Prozess entzog er sich durch Demenz. Jetzt starb er, wie sein Anwalt mitteilte, "ruhig und in Frieden".

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