Der Kohlmarkt geht ins Netz

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Die Geschäfte rund um den Wiener Kohlmarkt präsentieren sich nun gemeinsam auf einer neuen Website im Internet.

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Die Geschäfte rund um den Wiener Kohlmarkt präsentieren sich nun gemeinsam auf einer neuen Website im Internet.

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Der Hauch der großen Welt - für die ganze Welt. So präsentieren sich die Geschäfte rund um den Kohlmarkt in der Wiener Innenstadt auf ihrer gemeinsamen neuen Website "www. viennafirst.com".

Initiiert wurde die kollektive Webpräsenz vom Kohlmarkt Komitee, einem Verein der Geschäftsleute des Kohlmarkts zum Zweck gemeinsamer Marketingaktivitäten. Dem Komitee, das ursprünglich für eine gemeinsame Weihnachtsbeleuchtung auf die Beine gestellt wurde, geht es heute vor allem darum, den großen Handelsketten Paroli zu bieten, die am geschätzten Kaufpotential der Kohlmarktgeschäfte - jährlich rund eine Milliarde Schilling - mitnaschen.

Man hat große Pläne mit dem "websight magazine". Vorläufig noch als eine launige Information über den Kohlmarkt gedacht, soll es in einem zweiten Schritt zur Internet-Verkaufsplattform ausgebaut werden. Herbert Schullin, Obmann des Komitees, schwebt dabei "ein großes Einkaufshaus für sicheren Geschmack, Stil und Kultur vor, abgehoben vom üblichen Internet-,junk'."

Viele bewegte Bilder Daß es kein trockenes Internet-Shopping werden wird, läßt die Website jetzt schon ahnen. Die in einer besonderen Technik, der Flash-Technik, gestaltete Site ermöglicht die Wiedergabe der vielen bewegten Bilder beinahe in Echtzeit. Eine Fotogeschichte führt durch die Geschäfte, von denen einige noch in der Monarchie wurzeln, andere die Handschrift namhafter zeitgenössischer Designer tragen. Der Text der Geschichte ist gewöhnungsbedürftig, nicht nur durch die fremd anmutende generelle Kleinschreibung.

In einer Übersicht kann gezielt ein Geschäft ausgewählt werden. Doch ist man dort angekommen, gibt es keinen Weg mehr zurück! Kein Click auf Pfeile und Icons bringt etwas - der Benutzer steigt dadurch meist aus. Hier muß noch an einer für jeden Internet-User nachvollziehbaren Navigation gearbeitet werden. Auch benötigt man für die Betrachtung, der in Konzeption und Ausführung sehr innovativen und anspruchsvollen Website, ein Zusatzmodul. Das kann zwar ohne Probleme vom Netz kostenlos heruntergeladen werden, offen bleibt lediglich die Frage: sind die Internet-Surfer dazu bereit?

Individualität, Atmosphäre und natürlich auch die große historische Bedeutung der traditionsreichen Einkaufsstraße in der Wiener Innenstadt contra Massenware und Einheitsbrei. Das ist es, was die neue Website transportieren soll. Und auch "die kulturelle und architektonische Ausstrahlung des Kohlmarkts, die uns die Verantwortung spüren läßt, mit diesem innerstädtischen Juwel als Unternehmergemeinschaft richtig umzugehen", sagt Herbert Schullin, Obmann des Komitees.

Diese Verantwortung wird nicht von allen gleich idealistisch gesehen, und manches Gemeinschaftsprojekt scheitert an der Finanzierung. "Was habe ich davon?", läßt sich für manchen Geschäftsmann nicht immer befriedigend beantworten.

An diesem Punkt setzt das "Fördermodell für eingetragene Wiener Einkaufsstraßenvereine" von Wirtschaftskammer Wien und dem Wiener Wirtschaftsförderungsfonds an. Das erklärte Förderziel ist "die Stärkung der Position Wiens als Einkaufsstadt im Wettbewerb um die Kaufkraft".

Damit Gelder fließen, müssen alle Einzelhandelskaufleute eines Geschäftsviertels davon profitieren. In erster Linie geht es um Maßnahmen, die den Absatz ankurbeln, etwa Plakate und Aktionsflugzettel. Aber auch Verbesserungen am Ambiente des Viertels und Anstrengungen für mehr Kundenfreundlichkeit steigern die Kauflust und sind damit förderwürdig. Jeder Verein kann jährlich nur ein Marketingkonzept zur Förderung einreichen.

Für die Entwicklung und Konzeption der Marketingaktivitäten, bis hin zur professionellen grafischen Umsetzung, steht jedem Vereinsvorstand ein Fixbetrag von jährlich 100.000 Schilling zur Verfügung. Die konkrete Durchführung, etwa die Produktion und das Affichieren eines Plakates, wird dann im Rahmen des eingereichten Gesamtkonzeptes gefördert. Sind Ausgaben bis zu 600.000 Schilling vorgesehen, beträgt die Förderung 50 Prozent der tatsächlichen Ausgaben. Darüber hinaus, bis zu einem Gesamtbetrag von einer Million Schilling, werden 30 Prozent vergütet.

Die gemeinschaftliche Internetpräsenz der Kohlmarkt-Geschäfte ist als Magazin gestaltet. Dafür erhofft sich Obmann Schullin eine Förderung von rund 200.000 Schilling. Darüber hinaus zahlt jedes Unternehmen 36.000 Schilling.

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