Der Oberösterreicher kehrt zurück

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Österreichs wichtigste kirchliche Personalie ist schneller gelöst als gedacht: Im Gegensatz zu den vorigen Bischofsernennungen ist der Linzer Bischofsstuhl schon wenige Wochen, nachdem Amtsinhaber Ludwig Schwarz um seinen Rücktritt eingekommen ist, neu besetzt. Ein Oberösterreicher, seit langem als Favorit gehandelt und vom weltoffenen Mainstream der Diözese erhofft, ist es geworden: Manfred Scheuer, seit 2003 Bischof von Innsbruck.

Der 60-Jährige stammt aus Haibach ob der Donau, er studierte in Linz und Rom Theologie und wurde 1980 zum Priester geweiht. Ab 1986 war er Assistent beim Dogmatiker Gisbert Greshake in Freiburg, für dieses Fach habilitierte er sich auch. Ab dem Jahr 2000 wirkte Scheuer als Professor für Dogmatik an der Universität Trier, ehe er drei Jahre später zum Bischof von Innsbruck berufen wurde. Als Theologe beschäftigte sich Scheuer intensiv mit dem Glaubenszeugnis des Franz Jägerstätter, er wirkte als theologischer Berater an dessen Seligsprechungsprozess mit. Insbesondere für die Sicht, die Wehrdienstverweigerung Jägerstätters als einen Glaubensakt zu verstehen, engagierte sich Scheuer nachhaltig.

Kirchlich gilt Scheuer als Ausgleicher, der nicht nur in der Tradition des Konzils groß geworden ist, sondern dessen Leitgedanken auch weiterführt. Dies gelang ihm in den zwölf Jahren auf dem Innsbrucker Bischofsstuhl, er war auch im heiligen Land Tirol ein geachteter Hirte, dessen Amtsführung als unaufgeregt und beständig charakterisiert wird. Dass Scheuer auch Konflikte durchsteht, zeigte sich beim Kirchenvolks-Begehrer-Ehepaar Martha und Gerd Heizer, das durch deren bekannt gewordene Praxis "privater Eucharistiefeiern ohne Priester" ins Visier römischer Glaubenshüter geraten war, und deren "Selbstexkommunikation" Scheuer 2014 feststellte.

In Linz wird Scheuers Konfliktfähigkeit intensiver gefordert sein, gilt die zweitgrößte Diözese Österreichs zum einen als zu "liberal" - was in Zeiten von Papst Franziskus wahrscheinlich weniger Probleme bereiten dürfte als unter dessen päpstlichen Vorgängern. Gleichzeitig gibt es in Linz aber eine lautstark agierende konservative Minderheit, die nicht zuletzt Scheuers Vorvorgänger Maximilian Aichern, der immer noch sehr populär ist, das Leben schwermachte. Erst vor wenigen Tagen präsentierte Scheuer sein neues Buch "Wider den kirchlichen Narzissmus". Auch dieses spirituell-politische Porträt zeigt, dass er für die Linzer Herausforderung gerüstet ist.

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