Der Skandal von Lassing

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Ja, wer ist denn nun schuld an der Lassinger Grubenkatastrophe, die zehn Menschenleben gefordert hat, die unsägliches Leid über die wochenlang bangenden Familien der Opfer brachte und an der zumindest halb Österreich in den Sommermonaten so leidenschaftlich Anteil nahm? Es konnte einen zur Weißglut treiben, wie in der TV-Sendung "Zur Sache" wieder manche Tatsachen zerredet und beschönigt wurden.

Die Fakten, die Wirtschaftsminister Hannes Farnleitner, schon längst der politische Buhmann (siehe Furche 33/1998), in diesem von der Naturkatastrophe zum Kriminalfall mutierten Geschehen, vorige Woche, gerade noch rechtzeitig vor der Parlamentsdebatte, präsentierte, sprechen Bände. Auch wenn die Experten noch zögern, den nicht genehmigten Abbau auf Scheibe A1 zur eindeutigen Unglücksursache zu erklären, die Beweislast, daß etwas anderes die Ursache war, sollte nun beim Bergwerksbetreiber, der offenkundig leichtfertig Menschenleben aufs Spiel gesetzt hat, liegen.

Der Skandal von Lassing besteht aber nicht nur im Vorgehen der Naintscher Mineralwerke AG, auch die Aufsicht durch die Berghauptmannschaft Leoben und durch die Bergbehörde in Wien hat kläglich versagt. Und die Metallergewerkschaft, deren Chef Rudolf Nürnberger jetzt so große Töne spuckte, hätte sich auch früher um die Sorgen der Kumpel kümmern können.

Die Frage, ob Wirtschaftsminister Farnleitner jetzt zurücktritt, ist sekundär. Tritt er zurück, was durchaus angemessen wäre - denn entweder war er längst informiert und daher unaufrichtig oder wirklich unwissend und hat daher sein Ressort nicht im Griff -, so birgt das die Gefahr, daß man sich mit ihm als Sündenbock zufriedengibt.

Für Farnleitner schlägt daher jetzt die Stunde der Wahrheit. Wenn er nicht schleunigst mit aller Härte jene zur Verantwortung zieht, die gegen seine Weisungen agieren, und außerdem im Bergbauwesen nachhaltig Ordnung schafft, wenn er nicht alles in seiner Macht Stehende tut, um die Tragödie Lassing restlos aufzuklären und zu ahnden, sollten seine Tage als Minister sehr kurz bemessen sein.

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