Der ungeliebte Verbündete im Osten

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Viel besser als durch diese wenigen Worte konnte man wohl kaum ausdrücken, wie sehr die Stabilität Afghanistans von jener Pakistans abhängt. "Möge Allah es verhindern, aber sollte Pakistan gegen die USA Krieg führen müssen, stünden wir auf der Seite Pakistans.“ Der das sagt, ist immerhin jener Mann, der sein Amt, seine Sicherheit und sein politisches Überleben niemand anderem verdankt als den USA. Doch Hamid Karsai muss sich offenbar schon auf die Zeit vorbereiten, wenn die US-Truppen seinen Palast nicht mehr beschützen werden und die Hunderten Millionen Dollar aus Washington nicht mehr fließen werden, um seinen zum Teil mit Korruption durchtränkten Regierungsstab zu halten.

Er wird dann neue Verbündete brauchen, um sich mit den Taliban zu arrangieren. Und wer wäre besser geeignet als die pakistanische Regierung, deren Geheimdienst beste Kontakte zu den Aufständischen nachgesagt werden? Bis vor wenigen Monaten hätte wohl auch kein pakistanisches Medium gewagt, den afghanischen Präsidenten direkt auf die zwischenstaatlichen Spannungen zwischen Pakistan und den USA anzusprechen - und dabei das Wort "Krieg“ in den Mund zu nehmen. Doch die Krise zwischen Islamabad und Washington, die mit der Tötung Osama Bin Ladens durch ein Kommando der US-Navy auf pakistanischem Territorium kulminierte, hat tiefe Spuren hinterlassen.

Ein Rest an Glaubwürdigkeit

Nicht nur, dass sich auf den von den US-Amerikanern sichergestellten Computern Bin Ladens eindeutige Hinweise auf den Schutz durch Pakistans Geheimdienst fanden. CIA-Chef Mike Mullen sprach zuletzt öffentlich davon, dass die Pakistanis selbst hinter der Terrorgruppe Haqqani stünden, die für Anschläge und Attacken auf internationale Einrichtungen in Kabul verantwortlich ist. Dazu passen auch Demonstrationen und die öffentliche Verbrennung von US-Fahnen in Pakistans Hauptstadt. Die USA haben schon vor Monaten die Militärhilfe eingefroren, mehrere Hundert Millionen Dollar immerhin, und zuletzt Afghanistans Kooperation mit Pakistans Intimfeind Indien forciert.

Doch die strategische Frage wird sich für die USA mit einfachem diplomatischen Boykott oder Sanktionen gegen das Militär nicht lösen lassen. Immerhin geht es um den letzten Rest der Glaubwürdigkeit des Kampfes gegen den Terror: Die mächtigsten Terrorgruppierungen haben derzeit in Nord-Wasiristan an der Grenze zwischen Pakistan und Afghanistan ihr Quartier. Die USA brauchen Pakistan um gegen diese Gruppen vorgehen zu können. (tan)

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