Die Frauen sind im Kommen

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Wäre die Politik ein Herbarium, so könnte die ÖVP mit Andrea Kdolsky stolz das eindrucksvolle Exemplar einer Fleisch fressenden Pflanze vorstellen. Etwas anders liegt in der botanischen Systematik der Star der vergangenen Woche, Claudia Schmied. Schon bei ihrem Antritt als SPÖ-Ministerin zeigte sie, dass sie gern hervorbricht - die Reifezeit absolviert sie vermutlich im Unterholz. So hielt sie es auch mit ihrer Staatsopern-Entscheidung: lange nichts und dann ein Knall. Nicht einmal die grantelnden Boulevardblätter könnten ihren plötzlichen Ruhm schmälern.

Das Geheimnis der Ministerinnen Kdolsky und Schmied? Erstens sind sie keine Quotenfrauen. Zweitens sprengen sie Schablonen, was die Österreicher zu schätzen scheinen. Drittens sind beide zu einem ungezwungenen Umgang mit männlichen Chefs in der Lage, Gusenbauer und Molterer sollten Näheres berichten. Und viertens - aber da sei zwecks Vermeidung etwaiger Frauenklischees ein kurzer Umweg über Helmut Zilk erlaubt, der ohnedies gerade von seiner Geburtstagsfeier kommt: Zilk, Kdolsky und Schmied wurden populär, weil sie über eine gute Portion Hausverstand verfügen und so reden können, dass man sie versteht. Im Fall Zilk soll freilich mit Nachsicht über manches hinweggehört werden, was er scheinbar eindrucksvoll, aber doch bloß babbelnd, von sich gegeben hat.

Hausverstand ist in der Innenpolitik eher selten, eine geschlechtsspezifische Korrelation lässt sich bei diesem Defizit nicht nachweisen. Und so ist eben Schmied eingesprungen, als diese Gabe beim Bundeskanzler temporär ausließ. Sie wird ihr Talent weiter brauchen, denn angesichts der Blockade in der Schulfrage wird sie mit reiner Vernunft nicht weit kommen.

Der Autor ist freier Publizist.

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