Die Lehre aus der Tauerntunnel-Katastrophe

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Muß wirklich immer zuerst etwas passieren, damit etwas geschieht? War der qualvolle Tod von mindestens einem Dutzend Menschen, von Tieren, der enorme Sachschaden wirklich notwendig, um den Bau einer zweiten Tunnelröhre durchzusetzen? Um die - Monate nach dem Inferno im Montblanc-Tunnel! - zusätzlichen Sicherheitsauflagen für Gefahrenguttransporte zu verfügen? Oder hätte es nicht bloß eines Mindestmaßes an Weitblick, an so gern bemühter "Leadership" bedurft?

Christof Gaspari (siehe Furche 22) ist durchaus zuzustimmen, wenn er meint, die jetzt in Angriff genommene zweite Röhre durch die Tauern wird für sich alleine keinen Quantensprung in Sachen Verkehrssicherheit bringen. Aber: Es gibt leider Dutzende Versäumnisse im Straßenbau, und es ist ein schieres Wunder, daß der Gau noch nicht passiert ist. Es sei nur an den italienischen Tankwagen erinnert, der auf der Wiener Südost-Tangente in die Leitschienen fuhr, und dessen hochexplosive Flüssigkeit ausgereicht hätte, Teile Wiens auszuradieren.

Die 16 Kilometer B 301, die Süd- mit Ostautobahn verbinden und dafür sorgen würden, daß derartige Transporte zumindest nicht durch dichtverbautes Gebiet führen, wird zwar seit 34 Jahren geplant, gebaut wurde bis heute nicht ein einziger Kilometer. Nicht zuletzt, weil das grundsätzlich sinnvolle Instrument der Umweltverträglichkeitsprüfung dazu mißbraucht wird, wichtige Bauvorhaben zu blockieren.

Mehr Sicherheit im Straßenverkehr kommt nicht allein von besseren Straßen. Sichere Fahrzeuge, verantwortungsbewußte Lenker und sinnvolle Vorschriften, deren Einhaltung kontrolliert wird, sind Voraussetzung. Aber mehr Sicherheit kommt eben auch von besseren Straßen. Die B 3 zwischen Tulln und Stockerau war jahrzehntelang eine gefürchtete Todesstrecke, seit dem Ausbau gibt es dort ein Drittel weniger Unfälle, vor allem aber keinen Toten mehr zu beklagen. Auch gegen die Ostautobahn gab es erbitterten Widerstand der Umweltschützer. Kann heute jemand ernsthaft behaupten, sie sei überflüssigerweise gebaut worden?

Bei allem Verständnis für den Umweltschutz: Nicht nur die Lurche, auch die Menschen im Straßenverkehr haben ein Recht darauf, zu überleben!

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