"Die Macht als Gangschaltung"

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Für die Psychotherapeutin und Beraterin Christine Bauer-Jelinek gibt es keine Karriere ohne friedliche Machtkompetenzen.

Die Furche: Für viele ist der Begriff Macht negativ besetzt. Warum ist Machtkompetenz im Berufsalltag von Vorteil?

Christine Bauer-Jelinek: In meine Beratungen kommen immer wieder gutmütige, kooperative Menschen, die "nicht so werden wollen wie die da oben", mit dem Problem, dass sie bei Postenvergaben übersehen werden und trotz toller Leistungen keine Gehaltserhöhung bekommen. Ohne Machkompetenz bleibt man auf der Karriereleiter stehen.

Die Furche: Betrifft das Männer und Frauen im gleichen Ausmaß?

Bauer-Jelinek: Es ist mir ein Anliegen, von Menschen mit ergebnisorientierten oder beziehungsorientierten Eigenschaften zu sprechen, denn die alte Einteilung von typisch männlich und typisch weiblich stimmt einfach nicht mehr. Ergebnisorientierte Menschen müssen viel dazulernen, wenn sie in Karenz gehen; beziehungsorientierte Menschen müssen dazulernen, wenn sie in der Berufswelt ganz oben mitspielen wollen.

Die Furche: Wie kann man seine Machtkompetenz erhöhen?

Bauer-Jelinek: Zuerst gilt es, die persönlichen Ziele zu definieren. Dann gilt es, die Werte und Spielregeln des Unternehmens zu analysieren. Wird in einem Unternehmen "hart" gespielt, muss man sich bewusst dafür entscheiden oder es lassen. Weiters ist der Wille nötig, die eigenen Ansprüche auch bei härterem Widerstand durchzusetzen. Als Vorbereitung helfen auch Strategiespiele wie Schach, Kampfsportarten wie Aikido oder Schauspielkurse.

Die Furche: Was verstehen Sie unter friedlichen Formen der Macht?

Bauer-Jelinek: Friedliche Formen der Macht zu beherrschen, ist ein wesentlicher Faktor für machtkompetentes Verhalten. Für mich ist die Macht eine Fünf-Gang Schaltung inklusive Retourgang. Machtinstrumente können als kleines Signal (erster Gang) beginnen und sich langsam bis zur Auseinandersetzung steigern. Sind die Positionen geklärt, ist wieder Ruhe und Klarheit für die tägliche gemeinsame Arbeit gefragt (Retourgang). Wie beim Autofahren braucht es auch für diese Gangschaltung viel Übung und Fingerspitzengefühl.

Das Gespräch führte Claudia Schwab.

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