Die Mobilität und ihre Grenzen

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Im ersten Dreivierteljahr 1998 wurden schon um 20 Prozent mehr illegale Flüchtlinge aufgegriffen als im ganzen Jahr 1997 - das ist gut geeignet für Schlagzeilen und Panikmache durch manche Kommentatoren, die eine geradezu völkerwanderungsmäßige Invasion auf uns zukommen sehen.

Tatsächlich werden es 1998 (wenn man die bisherige Entwicklung fortschreibt) um die 13.500 Menschen sein, die schutz- und hilfesuchend unsere Grenzen überwinden wollen, und von denen gibt weniger als ein Drittel Österreich als Zielland an. Mehr als zwei Drittel wollen auf eine andere "Insel der Seligen", überwiegend nach Deutschland und Italien.

10.000 werden dort wohl das Sozial- und Wirtschaftsgefüge nicht ernsthaft schädigen, ebensowenig wie dreieinhalbtausend bei uns ... die im übrigen ja genau das aufweisen, was man heute von Menschen, vor allem im Hinblick auf den Arbeitsmarkt, verlangt: Flexibilität und Mobilität.

Der Österreicher, der heute im Burgenland sein Heil nicht findet, darf sich den Chancen in Vorarlberg nicht verschließen, und life-long-learning ist sowieso angesagt.

Das wird gefördert und gefördert, aber bei uns von den Menschen nur höchst zögernd akzeptiert: es geht uns auch in Problemsituationen immer noch so gut, daß wir einschneidende Veränderungen und das Überschreiten selbst von Bundesländer- oder EU-Grenzen ablehnen.

Wer, weil es ihm schlecht genug geht in seiner Heimat, unter großen Opfern, unter Lebensgefahr und womöglich zu Fuß dazu entschlossen ist, aber die "falsche" Grenze überschreiten will, darf nicht flexibel und mobil sein, sondern soll gefälligst warten, bis von irgendwoher aus dem "goldenen Westen" eine Billigproduktion ausgelagert wird. Was im übrigen in Österreich pro Jahr sicher mehr Arbeitsplätze vernichtet als uns Flüchtlinge je "wegnehmen" können.

Aber die Rechnung erübrigt sich, wir schicken sie ja ohnedies zurück, die Eindringlinge ...

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