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Die bizarre "Einreise“ wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Unterwegs durch Moldawien in Richtung Ukraine stößt man - noch auf Staatsgebiet der Republik Moldau - auf diesen Grenzübergang nach Transnistrien: Bewaffnete Uniformierte kontrollieren die Pässe. Wir müssen ein Einreiseformular ausfüllen und Geld in transnistrische Rubel umtauschen. Eine Währung wie Spielgeld, die nirgendwo sonst anerkannt wird. Wie überhaupt Transnistrien mit seinen 500.000 Einwohnern offiziell nicht existiert. Es gäbe ihn auch inoffiziell nicht, wenn dieses künstliche Gebilde nicht von Russland am Leben erhalten würde. Mit der Begründung, die Interessen der mehrheitlich russischen Bewohner zu schützen, nachdem Moldawien seine Unabhängigkeit von Moskau erklärt hatte, marschierten in dem schmalen Landstreifen an der ukrainisch-moldawischen Grenze 1992 russische Soldaten ein. Seitdem ist Transnistrien eine Art Mini-Sowjetunion mit Einheitspartei und eigenem Geheimdienst KGB. Bisher hat man dem absurden Treiben zugeschaut. Aber jetzt? Das von Moldawien abtrünnige Transnistrien will zu Russland. Der Antrag ist gestellt. Die moldawische Regierung hat die EU um Unterstützung gebeten. Vor allem Rumänien, das als europäische Schutzmacht der Republik Moldau gilt. Dabei hat Rumänien selbst einen Problemfall: Im Osten Siebenbürgens leben 670.000 Szekler - eine ungarische Minderheit, die Autonomie von Rumänien fordert. Es gibt weitere Fälle: Die Serben im Nordkosovo oder in Bosnien, die Albaner in Mazedonien … alles Minderheiten, die derzeit mit großem Interesse den Krim-Konflikt verfolgen - und eben wie es mit Transnistrien weitergeht. Oder Abchasien, Südossetien etc. Alle Mitglieder der Gemeinschaft nicht anerkannter Staaten. Sie haben als Leser den Überblick verloren? Klar! So wie die Politiker eben auch.

Die Autorin ist Korrespondentin der ARD in Wien

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