Die Zwei-Kind-Norm und ihre Hindernisse

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Die Politik jammert in regelmäßigen Abständen über die sinkende Geburtenrate. Eine österreichische Frau im gebärfähigem Alter bekommt im Durchschnitt 1,38 Kinder. In Frankreich liegt die Fertilitätsrate bei 1,98, im EU-Durchschnitt bei 1,53 (Quelle: das Institut für Demografie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Zahlen für 2006). Nun gibt es vergleichendes Datenmaterial zu Kinderwunsch und Familiengründung in Europa: die „Generations and Gender Survey“ für 2008/2009.

Verantwortliche für die Studie, die in einigen Staaten Europas durchgeführt wurde und fortgesetzt wird, sind das Institut für Demografie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie das Österreichische Institut für Familienforschung der Universität Wien. In Österreich wurden dazu 5000 Menschen zwischen 18 und 45 Jahren befragt.

Die Daten könnten als „bedeutende empirische Grundlage für zukünftige Verbesserungen in der Familien-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik“ gelten, erhoffen sich die Studienautorinnen und Autoren. Die Daten sprechen eine deutliche Sprache: Obwohl die Fertilitätsrate in den letzten 30 Jahren gesunken ist, wünschen sich die Österreicherinnen und Österreicher nach wie vor zwei Kinder. In der Umsetzung hapert es aber. Persönliche Gründe, etwa der passende Partner und dessen Beteiligung an der Kinderbetreuung, seien als Hürden bei der Umsetzung des Kinderwunsches aber ausschlaggebender als ökonomische Aspekte, resümieren die Studienautoren.

Daten als Grundlage für die Politik

Weitere Ergebnisse der Studie: Helfen Väter im Haushalt und bei der Kindererziehung mehr mit, steigt auch der weitere Kinderwunsch bei den Frauen. Die Studie zeigt auch, dass die Aufteilung der Kinderbetreuungsarbeiten nach wie vor mehrheitlich bei den Frauen liegt, dennoch geben 65 Prozent der Mütter an, mit der Aufteilung der Arbeiten zufrieden zu sein. Die Männer zeigten sich noch zufriedener.

Wie müsste nun die Politik reagieren, um jungen Familien zu helfen, ihren Kinderwunsch zu erfüllen? Wolfgang Mazal, Leiter des Instituts für Familienforschung, macht bei der Präsentation der Studie deutlich: „Die eine richtige Maßnahme gibt es nicht.“ In Österreich gebe es ein Problem mit widersprüchlichen Botschaften: Es würde viel Geld in die Hand genommen, um die Vereinbarkeit zu stärken, andererseits würden Eltern immer noch entmutigt, wenn sie etwa für manche Gruppen zu früh oder zu spät wieder in den Beruf einsteigen oder Väter Karenz nehmen wollten. In Frankreich hingegen stünden alle Parteien seit Jahrzehnten hinter der Familienpolitik des Landes, sagt Wolfgang Lutz, Direktor des Instituts für Demografie. Umso stabiler sei die Geburtenrate der Franzosen. (bog)

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