Ein Quereinsteiger räumt das Feld

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Er zeigt keine Verbitterung, aber Wehmut: Clemens Steindl (67) legt seine ehrenamtliche Funktion als Präsident des Katholischen Familienverbandes Österreich (KFÖ) zurück. Er kommt damit einer im Verborgenen vorbereiteten Weichenstellung der internen Wahlkommission zuvor. Diese wollte nach Steindls dreijähriger Amtsperiode jetzt einen anderen Kandidaten als KFÖ-Präsident in Stellung bringen. Alleine die naiv bemühte Heimlichkeit dieses Vorganges lässt den nächsten KFÖ-Präsidenten aus dem Schatten starten.

Clemens Steindl, gebürtiger Niederösterreicher und nach seiner Promotion zum Dr. phil. an der Universität Wien im Bankensektor in Deutschland tätig, hat sich seit Amtsantritt im Jahr 2008 für eine offensive und strategische Öffentlichkeitsarbeit des Katholischen Familienverbandes eingesetzt. Unter dem Motto "Freude mit Kindern“ und "Freude mit Familie“ versuchte er, die "wertbesetzten Ziele des Verbandes“ im öffentlichen Diskurs zu platzieren und dort die inhaltlichen Perspektiven einzubringen. Das ist ihm gelungen. Und das hat nicht allen gefallen.

Der Familienverband startete unter Steindls Führung eine Aktion gegen die familienbelastenden Budgetbeschlüsse der Bundesregierung. Mit "Bildung JETZT!“ gelang ein innovatives und perspektivisches Reformkonzept. Der Familienverband befreite Mütter von dem Klischee, die arbeitenden unter ihnen seien zwangsläufig die schlechteren. Bei Tagungen und Kongressen zu dem thematischen Komplex von Familie, Kindern und Berufstätigkeit wurden empirische Daten präsentiert, zeitgemäße Lebensformen diskutiert. Steindl dazu in seiner Erklärung: "Es gilt, im Spannungsfeld zwischen christlichem Familienbild und den vielfältigen Lebensformen, in denen Familie auch von Christen erfahren wird, glaubwürdige und lebbare Positionen zu vertreten.“

Aus diesen Gründen heraus hat Clemens Steindl die Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes erheblich forciert. Allerdings ist er, wie er in seiner Erklärung "Danke! Das war’s!“ schreibt, zu einer Einsicht gekommen: "Offenkundig gibt es in der Wahlkommission, bestehend aus den Vorsitzenden der neun diözesanen Familienverbände, keine Mehrheit für diese Form der wirkungsvollen Öffentlichkeitsarbeit und keine Zustimmung für eine Fortsetzung dieser Arbeit.“ Denn die Wahlkommissionen hatte nicht bei Steindl um eine zweite Amtsperiode angefragt, sondern einen anderen Kandidaten um eine erste.

Das ist für die Diskussion in und rund um Politik und auch Kirche ein Verlust.

Die stete Heiterkeit von Clemens Steindl darf nicht den Blick verstellen für die Bedeutung seiner Anliegen und die Ernsthaftigkeit, mit der er sie vertritt. Darin war er gegenüber weltlichen und geistlichen Führen ebenso klar und deutlich wie gegenüber den gängigen Strippenziehern hinter den Kulissen: Es war niemandem möglich, nicht zu wissen, wofür Clemens Steindl steht. Und der daher auch bereit ist, die persönliche Konsequenz zu ziehen, sollte es dafür - legitim oder nicht - keine Mehrheit geben. Es haben daher auch nur wenige, etwa Familienminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP), erkannt, dass Steindls argumentierbare Forderungen für die Familien die Konsequenz einer Strategie, aber doch kein Spaltungsversuch sind. Mit 75.000 Stimmen für die Wahl eines ORF-Publikumsrates hat er einen schönen Erfolg erzielt. Weitere wären ihm möglich gewesen, aber offenbar nicht gegönnt.

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