"S tatt nur eine Kirche zu sein, die mit offenen Türen aufnimmt und empfängt, versuchen wir, eine Kirche zu sein, die neue Wege findet, die fähig ist, aus sich heraus und zu denen zu gehen, die nicht zu ihr kommen, die ganz weggegangen oder die gleichgültig sind.“ So Papst Franziskus in einem seiner Interviews.
Liebe Verantwortliche der katholischen Kirche Österreichs!
Wie wäre es, diesen Satz in die operative pastorale Realität zu überführen?
Wie wäre es, wenn Sie alle Ihre pastoralen Mitarbeiter/innen herzlich bitten, ungefähr ein Drittel ihrer zeitlichen Ressourcen für eine solche Pastoral des Sich-Aussetzens einzusetzen?
Wie wäre es, wenn Sie Ihre Mitarbeiter/innen herzlich bitten, sich gerade um die zu kümmern, die "weggegangen sind“ und etwas von deren Leben zu erspüren, ihrer Sprache, ihren Sorgen und Nöten, ihrem Denken und Hoffen? Solidarisch und einfühlsam?
Wie wäre es, wenn Sie Ihre Mitarbeiter/innen bitten, über die Grenzen des kirchlichen Milieus zu gehen? Und ihnen zusichern, dass sie dabei auch scheitern dürfen und dass Sie das alles aus vollem Herzen unterstützen? Und dass es nicht zuerst darum geht, Menschen wieder in die Kirche zu holen, sondern ihnen Solidarität und Hilfe anzubieten? Und von ihnen zu lernen, wie man heute lebt und denkt, leidet und liebt?
Dass Ihre Mitarbeiter/innen dafür auch Teile ihrer bisherigen Tätigkeiten aufgeben müssten, ist klar und wäre sicher nicht einfach, aber eine Befreiung. In der Mühle alter Aufgaben kann man leicht zerrieben werden.
Das Volk Gottes ist reich an Charismen. Da steht eine veritable Entfesselung an. Der Schritt von einer bloß offenen Kirche zu einer Kirche, die sich den Zonen der Anderen, den Zonen der Ausgeschlossenen aussetzt, wäre ein Fortschritt - und würde Wunder wirken.
Der Autor ist katholischer Pastoraltheologe an der Universität Graz
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