Licht - © Bild: iStock/clu

Energie und Beleuchtung: Wie das Licht in die Städte kam

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Advent ist die Zeit der Lichter. Doch zugleich reduzieren viele Gemeinden wegen hoher Energiepreise die Beleuchtung. Dabei erhellt Kunstlicht die Stimmung - und war seit jeher ein Katalysator der Urbanisierung.

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Advent ist die Zeit der Lichter. Doch zugleich reduzieren viele Gemeinden wegen hoher Energiepreise die Beleuchtung. Dabei erhellt Kunstlicht die Stimmung - und war seit jeher ein Katalysator der Urbanisierung.

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In den Städten gehen die Lichter aus: Wegen der hohen Strompreise werden in vielen Kommunen öffentliche Gebäude und Denkmäler nicht mehr angestrahlt und Straßenlichter ausgeknipst. Weihnachtsmärkte sollen nicht mehr beleuchtet, digitale Werbetafeln ausgeschaltet werden. Auch in Paris, wo sonst die Monumente verschwenderisch in den Nachthimmel leuchten, spart man Energie: So erlischt die Beleuchtung des Eiffelturms (Strahler und Lampen) schon seit September um eine Stunde und fünfzehn Minuten früher – also bereits um 23.45 Uhr statt um ein Uhr nachts.

Die Stadtverwaltung der ville lumière hatte zuvor eine entsprechende Verordnung erlassen. Wobei die Maßnahme eher Symbolcharakter hat: Man spart dadurch lediglich 92.000 Kilowatt pro Jahr, was etwa dem durchschnittlichen Stromverbrauch von 40 Bürgern entspricht. Die 20.000 LED-Lampen, die das Pariser Wahrzeichen nachts funkeln lassen, sind recht energiesparsam – sie verbrauchen pro Jahr ungefähr so viel wie ein Zwei-Personen-Haushalt in einer 30-Quadratmeter-Wohnung. Trotzdem will die Pariser Stadtregierung ein Zeichen für mehr Umweltschutz setzen. Die ville lumière im Energiesparmodus – wer hätte das für möglich gehalten?

Krankmachende Lampen?

Als man den Eiffelturm 1889 fertigstellte, wurden in Paris gerade die ersten elektrischen Straßenlaternen installiert: die sogenannten Jablochkoff’schen Kerzen. Die Bogenlampe, die von dem russischen Ingenieur Pavel Jablochkoff entwickelt worden war, wurde von zwei Kohlestäben erleuchtet, durch die Wechselstrom floss und die nach gut eineinhalb Stunden abbrannten. Das Licht war zwar sehr grell und nicht so warm wie das Gelb der Gaslaternen, doch die Gasleuchten, die bis dato die Pariser Straßen und Passagen illuminierten, stanken teils so fürchterlich, dass sich die Bürger beschwerten und sogar krank wurden.

Das neue Kunstlicht hellte die Stimmung auf, was sich auch in der Literatur widerspiegelte. So beschreibt Emile Zola in seinem 1883 erschienenen Roman „Au Bonheur des Dames“ („Das Paradies der Damen“), wie mit dem Aufkommen der Warenhäuser eine elektrische Lampe nach der anderen angezündet wurde: „Als alle brannten, stieg ein Gemurmel des Entzückens empor …“ Von Stromsparen oder Lichtverschmutzung sprach damals niemand.

Bereits im Dezember 1844 ließ der Mechaniker Louis-Joseph Deleuil mit Kohlebogenlampen die Pariser Place de la Concorde erhellen und demonstrierte der Bevölkerung so erstmals die elektrische Beleuchtung. Der Lichtstrahl wirkte wie eine Art Sonne. Für die Zeitgenossen, die noch Kerzen in ihren Wohngemächern aufstellten, war Strom etwas Magisches, Mysteriöses. Die Arbeiter, die im Auftrag von Thomas Edison später die New Yorker Straßen aufrissen, um Stromleitungen zu legen, hatten einen solchen Respekt vor der Technik, dass sie vom „devil in the wires“, vom „Teufel in den Drähten“, sprachen. Selbst der Sonnenkönig Ludwig XIV. kannte keine andere Lichtquelle als Kerzen und Petroleumlampen.

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