Noch nie in der Menschheitsgeschichte (!) haben so viele Generationen neben- und miteinander in derart großer Zahl gelebt. Das liegt an der zunehmenden Langlebigkeit. Das legt nahe, dass man die Rollen überdenkt, die Vertreter der einzelnen Generationen füreinander spielen bzw. spielen können. Soziale Innovationen und nicht nur technische sind gefragt; und politische Fantasie. Gelegentlich gibt es sie. Vom Seniorenbund wurde kürzlich ein Konzept vorgestellt, das Orientierungskurse vor/zum Pensionsantritt vorsieht. Das klingt wenig spektakulär. Aber es trägt dem Umstand Rechnung, dass man sich auf diesen - oft langen - Lebensabschnitt nur ungenügend vorbereitet und oft nichts Neues ins Auge fasst. Das ist angesichts der Fähigkeiten, die einem im Laufe des Lebens zugewachsen sind, bedauerlich. Für den Einzelen und die Gesellschaft.
Viele Menschen wollen auch in höherem Lebensalter noch eine für sie sinnvolle Tätigkeit ausüben - ehrenamtlich oder gegen eine gewisse materielle Anerkennung; aber viele trauen es sich nicht zu, eine teilweise neue Rolle zu übernehmen, oder sie werden nicht gefragt. Zu tun gäbe es genug. Bei Sozial- oder Kulturvereinen, in der (Nach-)Hilfe für Kinder usw. Die Vorteile für Individuum und Gemeinschaft sind evident: soziale Kontakte und Befriedigung durch sinnvolle Tätigkeit - Nutzen für die nähere und weitere Umwelt.
Orientierungskurse für Aktivitäten im dritten Lebensabschnitt können ohne Schwierigkeiten durch Vereine angeboten werden, die ihrerseits Nutzen daraus ziehen. Man muss etwas Neues machen, um etwas Neues zu sehen.
Über das Tun im höheren Lebensalter hat der (alte) Goethe geschrieben: "Es heißt, ein neues Geschäft antreten; alle Verhältnisse ändern sich, und man muss entweder zu handeln ganz aufhören oder mit Willen und Bewusstsein ein neues Geschäft antreten.“ Alter sollte erfinderisch machen. Manchmal tut es das ja auch.
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