Erster Freiwilligen Tag

Werbung
Werbung
Werbung

Alles in allem werden in Österreich wöchentlich 16,7 Millionen Gratisarbeitsstunden geleistet. Zu einem Stundensatz von nur 100 Schilling, müssten dafür jährlich 87 Milliarden Schilling aufgewendet werden. Das geht aus einer Studie der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) über "Die wirtschaftliche Bedeutung ehrenamtlicher Arbeit in Österreich" hervor. Mit über vier Millionen Stunden pro Woche wird die weitaus meiste Freiwilligen-Arbeit im Bereich der sozialen Dienste geleistet. Nachbarschaftshilfe und Kulturarbeit folgen auf Platz Zwei und Drei. Und während sich Männer vor allem für den Sport, die Katastrophenhilfe und Politik interessieren, beträgt der Frauenanteil in den sozialen und religiösen Diensten rund 80 Prozent. Dabei wird die meiste unentgeltliche Arbeit von den 20- bis 24-Jährigen geleistet. Über 60-Jährige sind am wenigsten aktiv, konsumieren aber den Großteil der Freiwilligen-Dienste.

Die letzte große Erhebung zur wirtschaftlichen Bedeutung der Gratisarbeit wurde vor knapp 20 Jahren durchgeführt. Im Vergleich dazu ist Österreichweit die Nachbarschaftshilfe zurückgegangen. Die Bilanz ist trotzdem beeindruckend: Jeder zweite Österreicher engagiert sich "um Gottes Lohn". Insgesamt entspricht das einer Arbeitsleistung von 480.000 Ganztagsjobs.

Um der Freiwilligen-Arbeit den ihr zustehenden Stellenwert in der Gesellschaft zu geben, wurden das Jahr 2001 von den Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr der Freiwilligen proklamiert.

In Niederösterreich (NÖ) ist rund eine halbe Million Menschen regelmäßig oder fallweise freiwillig tätig. Freiwilligen-Arbeit hat in NÖ einen deutlich höheren Stellenwert (26 Prozent) als im österreichischen Durchschnitt (21 Prozent). Bereitschaft zum Freiwilligen-Engagement besteht auch bei jedem oder jeder fünften nichtaktiven Niederösterreicherin. Doch hier wie dort das gleiche Bild einer männlichen Dominanz in den ehrenamtlichen Funktionen, während Frauen vor allem in den "helfenden und ausführenden Tätigkeiten" zu finden sind.

Freiwillige Arbeit als gelebte Solidarität

Im ländlichen Bereich wird die Freiwilligenarbeit verstärkt im Rahmen von Vereinen geleistet. In Orten bis 2.000 Einwohner sind die Menschen aktiver als in Orten über 10.000 Einwohner. Die Höhe des Einkommens spielt nur insofern eine Rolle, als Personen mit sehr geringem Einkommen selten tätig werden. Besonders deutlich ist zu beobachten, dass Bildung in einem engen Zusammenhang mit Gratisarbeit steht. Personen mit höherer Bildung und aus einer höheren sozialen Schicht sind in der Freiwilligen-Arbeit eindeutig engagierter. Die Daten zum "Freiwilligen Engagement in Niederösterreich" wurden im Auftrag der Niederösterreichischen Landesakademie erstellt, die gerade für das heurige "Internationale Jahr der Freiwilligen" ein umfangreiches Angebot für das Vereinsleben ausgearbeitet hat.

So wurden im ersten Halbjahr dieses Jahres gemeinsam mit der NÖ Servicestelle für Freiwillige vier Fachenqueten veranstaltet an denen rund 400 Vereinsfunktionäre teilnahmen. Um Unternehmen zu ermitteln, die gemeinnütziges Engagement für die Gesellschaft in ihrem Betrieb fördern, wurde im Sommer der Wettbewerb "Die vereinsfreundlichsten NÖ Betriebe" ausgeschrieben. Die Sieger wurden am ersten NÖ-Freiwilligen-Tag, am 16. September 2001, im Landhaus St. Pölten, von Landeshauptmann Erwin Pröll geehrt.

Preisträger in der Kategorie bis zehn Mitarbeiter ist der Fahrradfachbetrieb A. Gschwandtner aus Burgstall. Bereits seit Jahren unterstützt das Unternehmen das Freiwilligenwesen mit Spenden, Zeitausgleich, Zeitspenden, Nutzung von Betriebsinfrastruktur und Transportfahrzeugen. Herr Gschwandtner selbst ist in fünf Vereinen aktiv.

Preisträger bis 99 Mitarbeiter ist die Karosseriewerkstätte Jandl aus Ardagger. Auch hier unterstützt das Unternehmen Freiwillige und Vereine in Form von Zeitausgleich und Zeitspenden. Herr Jandl ist in drei Vereinen tätig.

Die Niederösterreichische Versicherung ist Sieger in der Kategorie hundert und mehr Mitarbeiter. Schon seit Jahren sponsert die NÖ Versicherung Freiwillige. Dabei haben Mitarbeiter unter anderem die Möglichkeit zum Zeitausgleich und können bestimmte Teile der Betriebsinfrastruktur für ihre Vereinstätigkeit nutzen.

In den USA, Großbritannien wie auch in den Niederlanden gehören Firmen, die freiwilliges Engagement ihrer Mitarbeiter systematisch fördern, längst zum Geschäftsalltag. Dabei werden Angestellte bestimmter Unternehmen während der offiziellen Arbeitszeiten regelmäßig für Einsätze in Schulen, Krankenhäusern, Suppenküchen oder anderen gemeinnützigen Einrichtungen freigestellt. Davon profitiert das Firmenimage und auch die soziale Kompetenz der "Freiwilligen". Eine gute Idee. Das Beispiel könnte auch hierzulande Schule machen, denn "das Land lebt vom Engagement der Freiwilligen gerade in einer Zeit in der Egoismus immer mehr zuzunehmen scheint", so Landeshauptmann Erwin Pröll. "Gerade deshalb ist es wichtig, dass Solidarität gelebt wird und die Freiwilligen den Menschen vorzeigen, dass jeder selbst für die Allgemeinheit etwas tun kann und damit in Wahrheit auch selbst gewinnt".

Dieser Beitrag wird durch einen Druckkostenbeitrag der NÖ-Landesregierung unterstützt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung