"Es fehlt an Information"

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Hemma Schöffmann, Leiterin von Aktion Leben, Salzburg, über die jüngste Abtreibungs-Debatte.

Die Furche:Wie beurteilen Sie den Salzburger Abtreibungs-Streit?

Hemma Schöffmann: Es ist natürlich nicht die Aufgabe der Aktion Leben, sich damit zu befassen, wie der Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen erleichtert werden kann. Es ist aber auch nicht unsere Aufgabe, dafür einzutreten, dass Frauen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden, wieder kriminalisiert werden. Zwischen diesen beiden Polen bemüht sich die Aktion Leben, Frauen, die Hilfe, Rat oder Begleitung brauchen, zur Seite zu stehen. Ich glaube, dass man wirklich alles tun muss, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, Kinder zu haben. Das ist genau Aufgabe und Ziel unserer Beratungsstelle hier in Salzburg.

Die Furche: Obwohl Schwangerschaftsabbruch straffrei ist, gibt es derzeit in Salzburg, Vorarlberg und Tirol in keinem öffentlichen Krankenhaus die Möglichkeit, ihn durchführen zu lassen. Stiehlt sich hier die Politik aus ihrer Verantwortung?

Schöffmann: Das ist eine schwierige Frage, weil die Frauen natürlich in Not sind. Bis dato sind die Informationen von Schwangeren oder Paaren über Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten einfach zu gering. Die Beratungsstelle von Aktion Leben deckt etwa den Bedarf in der Stadt Salzburg ab. Frauen, die weiter weg wohnen, haben aber oft keinen Zugang. Ich bin jedenfalls überzeugt, dass viele Frauen, die eine fachlich kompetente Beratung erhalten, durchaus auch andere Möglichkeiten als einen Schwangerschaftsabbruch ins Auge fassen können.

Die Furche: Wie erklären Sie sich, dass es 30 Jahre nach Einführung der Fristenlösung noch immer zu so emotionalen Debatten kommt?

Schöffmann: Weil es einfach ein emotionales Thema ist - und weil in dieser Diskussion zwei sehr unterschiedliche Positionen aufeinander prallen. Es geht letztlich um die Frage: Ist die Fristenregelung, wie sie vom Gesetzgeber für Frauen in Not eingeführt wurde, ein Bestandteil des Rechts der Frau auf Selbstbestimmung? Das geht mit der Frage einher: Ist der ungeborene Mensch Mensch oder nicht? Oder aber ist der Schwangerschaftsabbruch schlicht und einfach eine Entscheidung, die - wie die verschiedenen Methoden der Empfängnisregelung - beliebig getroffen werden können? Letztlich geht es um diese zwei Haltungen.

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