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Dem Philosophen Peter Sloterdijk ist der Ausdruck "Ereignis-Adel" oder "Event-Adel" für Menschen zu danken, die sich durch "Dabeisein, wenn etwas passiert", zur aktuellen Prominenz machen. "Prominent ist heute vor allem, wer eine größere Masse von Menschen auf- oder erregen kann, womit auch immer."

Zum Beispiel durch die Veranstaltung elitärer Festspiele. Sloterdijk geht in der Regel nicht hin: laut Interview aus "nicht rechtfertigungsbedürftigem Desinteresse." Und warum hat er dann zur Eröffnung der heurigen Salzburger Festspiele die Festrede gehalten? Das ist doch was total Anderes! Denn "wenn man selbst etwas beitragen kann, gewinnt man einen ganz anderen Blickwinkel." Aha. Da nützt dann auch Prominenz durch Dabeisein. Oder auch durch Nichtdabeisein. Gérard Mortier war wieder einmal beim Festakt zur Eröffnung "seiner" letzten Festspiele demonstrativ nicht dabei, als ihn Landeshauptmann Schausberger für seine künstlerischen Leistungen lobte. Dieses Lob war wohl verdient. Und für manchmal üble Manieren hat den prominenten Aufreger ja niemand gelobt, was auch verdient war.

Ein hoher Herr der Kirchenhierarchie, dessen längeres Fehlen in Aufregerkolumnen ihn selbst wahrscheinlich noch nervöser als seine Anhänger gemacht hat, war im profil endlich auch wieder da. Zunächst mit einem Expertenurteil über Homosexualität: "Es ist jedenfalls nicht so, dass es eine genetische Variante ist... Jeder kann selbst, wenn er solche Versuchungen hat, widerstehen."

Aber weil Bischof Krenn schon am Wort war, galt es auch noch festzuhalten, dass die EU "in vielem diktatorisch ist", ohne viel Moral, Ethik oder Menschenwürde, und die Osterweiterung "ist nicht durchdacht." Gut, dass es Bischöfe gibt, die alles einfach erklären können. Dem Interview gegenüber lag ein Inserat, das ein altes, frustriertes Ehepaar zeigt, dem eine E-Firma rät, "wenigstens den Strom zu wechseln". So wie auf einem anderen Plakat einer Nonne, die küssen möchte und nicht darf. Menschen- und Gewissensverachtung sondergleichen. Darüber hat bisher kein Ereignis-Promi, Bischof oder nicht, ein Wort verloren.

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