"Das Persönliche ist politisch": das war die Erkenntnis der aufbruchbereiten Feministinnen der 70er Jahre. Zuerst hatte es den Anschein, als würden sie nur eine lächerliche Außenseitertruppe darstellen, aber sie wurden zu den treibenden Kräften der wichtigsten sozialen Bewegung des 20. Jahrhunderts. Als Ziel der Frauenbewegung wurde die Etablierung einer neuen Gesellschaft formuliert. Frauen, hoffnungsvolle Romantikerinnen, bestanden darauf, wieder die Morgenröte der Aufklärung zu erleben. Vielen von uns ist das auch geglückt, flüchtige und fragile Momente des Gleichgewichts zu erstreiten. Die Beziehungen zwischen den Geschlechtern waren historisch meist hierarchisch organisiert. Heute klappt das mit der Hierarchie nicht mehr ganz, das Zeitalter der realen Gleichberechtigung ist zwar noch nicht angebrochen, aber die Geschlechterbeziehungen befinden sich mittlerweile wenigstens in einem Schwebezustand. In ihrer persönlichen Lebensgestaltung sind Frauen heute selbständiger als je zuvor, nicht immer, weil sie es unbedingt sein wollen, sondern oft, weil sie müssen: Die Zahl der Alleinerzieherinnen zeigt einen klaren Aufwärtstrend.
Frauen machen das größte Segment der Bildungselite aus, im Iran musste sogar eine Quote erlassen werden, die auch Männern den Uni-Zugang ermöglicht. Nur: was nützt es den Frauen? Die jüngste Studie der Ökonomin Mary Gregory von der Oxford University wirft ein Licht auf die Relativität von Bildung für den gesellschaftlichen Aufstieg von Frauen. Sie konnte erstmals das Ausmaß des "weiblichen brain drains" quantitativ belegen, festgemacht an der Geburt des ersten Kindes. "The war for the best talents" findet also dort statt, wo er schon immer war: in den exklusiven Männerzirkeln.
Die Autorin ist Gründerin und Vorsitzende des Netzwerks "Frauen ohne Grenzen".
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