FP-Frauen-Power als Wahl-Gag

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Frauen in der Politik werden offensichtlich nach wie vor nur in homöopathischen Dosen akzeptiert - anders ist der mediale Aufschrei nach dem FPÖ-Parteitag nicht zu erklären. Auch vorgeblich progressive Tages- und Wochenzeitungen und sogar weibliche Kommentatoren finden es der Mühe wert, Wortspiele von "Hahn im Korb" bis "Mäderlpartie" zu strapazieren.

Was immer Jörg Haider sich dabei gedacht haben mag, sechs Frauen als seine Stellvertreterinnen vorzuschlagen (von denen dann zwar nur fünf, und diese nicht mit großer Begeisterung, gewählt wurden ) - es ist weder originell noch a priori schlecht. Allein schon des Überraschungseffektes wegen ist die Idee gut - schlecht daran ist eigentlich, daß er überhaupt eintritt: schon vor genau 20 Jahren hat Maestro Bruno Kreisky auf diesem Klavier gespielt, und auf einen Schlag sechs weibliche Regierungsmitglieder installiert.

Was retrospektiv als neue Ära der sozialistischen Frauenpolitik bezeichnet wird, blieb 1979 natürlich nicht unwidersprochen, und der Satz des Bautenministers, die ihm zugeteilte Staatssekretärin könne ja die Leitplanken auf den Autobahnen streichen, ist manchen noch im Ohr.

Die Aufregung hat sich rasch gelegt, und drei der Damen sind irgendwann sang-und klanglos von der politischen Bühne abgetreten, während drei andere die Politik in Österreich bzw. in ihrem Ressort maßgeblich geprägt haben: und das ist eine höhere Quote, als man in der Regel von "männlichen" Regierungsteams gewöhnt ist. Der Vergleich hinkt aber ein wenig: Minister- und Staatssekretariatsamt sind in Staat, Politik und Gesellschaft ungleich höherwertiger und höherrangiger als leitende Funktionen in Parteien, und zudem für alle Bürger relevant und nicht primär für Mitglieder, Funktionäre und allenfalls Wähler einer einzelnen ideologischen Gruppierung.

Dazu kommt noch, daß, von Ausnahmen abgesehen, Pateiobmann-Stellvertreter eher Statisten oder bestenfalls Stuntmen (bzw. -girls) sind als Hauptdarsteller.Warum also der Argwohn der zur Wahl gerufenen Parteitagsdelegierten und die Häme der Medien und der anderen Parteien? Eine EU-Abgeordnete, eine Landes- und eine Nationalrätin, zwei Stadträtinnen aus Landeshauptstädten - keine unkalkulierbaren Quereinsteigerinnen - was spricht dagegen? Dafür spricht, daß andere Parteien in Zugzwang kommen könnten. Und auch, daß es den fünf Stellvertreterinnen ja gelingen könnte, mit Frauenpower ihrem Kärtner Obmann-Kollegen die verdiente Rolle des "Alibimannes" im Vorstand zuzuweisen ... das wäre dann ein Wahl-Gag für 2003.

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