Peter Windholz, Obmann von „Unser Bruck hilft“ - Peter Windholz, Obmann von „Unser Bruck hilft“, im Kleiderspendenlager, das im ehemaligen Friedhofswärterhäuschen eingerichtet ist und soziales Engagement mit Nachhaltigkeit verbindet. - © Wolfgang Machreich

Gelungene Integrationsarbeit: A scheene Leich’ zieht alle an

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Zur Sorge um Afghanistan gehört die Angst vor Flüchtlingen. Dass sich Flüchtlingshilfe mit Herz, Hirn und langem Atem zum Wohl aller sozial Schwachen eines Ortes entwickeln kann, zeigt Bruck an der Leitha.

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Zur Sorge um Afghanistan gehört die Angst vor Flüchtlingen. Dass sich Flüchtlingshilfe mit Herz, Hirn und langem Atem zum Wohl aller sozial Schwachen eines Ortes entwickeln kann, zeigt Bruck an der Leitha.

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Elba liegt vor der Tür. Da wundert es nicht, dass in Bruck an der Leitha der Blick weit über den sprichwörtlichen Tellerrand hinaus geht: Richtung Süden, Richtung Mittelmeer, Richtung Flucht- und Migrationsrouten. Elba ist der Hund von Peter Windholz, dem Obmann des Vereins „Unser Bruck hilft“. Als Windholz im Spätsommer 2015 auf der Autobahn Richtung Wien an Flüchtlingsgruppen vorbeifährt, „hat es in mir gebrodelt“, sagt er, „war es mir zu wenig, Facebook Kommentare abzugeben, ich musste etwas tun, anpacken … .“ Sechs Jahre später hat sich sein Anpacken im Verein mit vielen anderen in Bruck zur Erfolgsgeschichte entwickelt.

„Einzigartig“ im Vergleich mit anderen Gemeinden aus dem Umland von Wien nennt Windholz den Umstand, dass nur wenige Flüchtlinge aus Bruck in die Großstadt abgewandert sind: „Bei uns sind noch 150 Leute da, die in Bruck eine neue Heimat und Jobs gefunden haben. Das ist echt cool und zeigt, da haut auch die Nachbarschaft hin.“ Ein zweites Zeichen für die erfolgreiche Integrationsarbeit in Bruck ist für ihn, dass die Unterstützungsarbeit für Flüchtlinge immer weniger notwendig ist: „Die Leute werden selbstständig, können Behördengänge, Schulbelange etc. bereits selbst erledigen.“ Gefördert wird dieses Selbstständigwerden nach dem Motto „Hilf mir, es selbst zu tun“, mit sogenannten „Familienbuddies“, die Flüchtlingsfamilien betreuen, sie in Fragen des täglichen Lebens unterstützen, oder auch bei etwaigen Nachbarschaftskonflikten moderierend tätig werden.

Keinen Neid produzieren

Einen ruhigen Nachbarn hat das Quasi-Vereinslokal von „Unser Bruck hilft“. Die FURCHE trifft Obmann Windholz im ehemaligen Friedhofswärterhäuschen von Bruck an der Leitha. Von der Stadtgemeinde zur Verfügung gestellt, nützt der Verein das Gebäude als Kleiderspendenlager. Aufgrund der Friedhofslage wird das Häuschen „Die scheene Leich‘“ genannt. Das passt, denn die Kleidungsstücke, Schuhe, Haushaltsgeräte, Koffer, Kinder- und Babyartikel sind allesamt noch in sehr gutem, schönen Zustand. „Wir bekommen oft noch originalverpackte Stücke“, sagt Windholz. Gleichzeitig passt die Zuschreibung keineswegs: Von Totenstille kann hier keine Rede sein. Zu den Öffnungszeiten herrscht reges Leben in der „scheenen Leich‘“, da nicht nur Asylwerber, sondern alle bedürftigen Menschen im Raum Bruck an der Leitha dieses Sozialservice nutzen dürfen. Windholz: „Diese Offenheit für alle sozial schwächer gestellten Brucker ist uns wichtig und wirkt auch dem Neidverhalten nach dem Motto, nur die Ausländer bekommen alles geschenkt, entgegen.“

Ein weiteres Lager für Möbel ergänzt das Hilfsangebot des Vereins, der sein Portfolio damit neben den Sozial- und Integrationsagenden um eine Nachhaltigkeitsschiene bereichert. „Die Spendenbereitschaft ist riesig, wir konnten damit schon Wohnungen komplett ausstatten“, sagt Windholz, der im Brotberuf IT-Entwickler ist. Ihm schwebt vor, das Thema Nachhaltigkeit und Soziales stärker zu verknüpfen: Ein Reparatur-Service würde nicht nur der Wegschmeiß(un)kultur entgegenwirken, sondern könnte auch den einen oder anderen Arbeitsplatz schaffen …

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