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Wieder einmal geht es auf Weihnachten zu. Und bei aller kommerziellen Banalität draußen auf den Straßen -und aller Schändung der Weihnachtsbotschaft -wächst bei vielen von uns doch die Hoffnung, dass sich der Himmel in diesen Tagen ein wenig weiter herunterneigt als sonst. Dass es uns gelingen möge, ein wenig mehr aus dieser herrischen Zeit herauszutreten und die inneren Pforten etwas weiter zu öffnen als gewöhnlich.

"Im Advent bin ich immer katholisch", hat der so glaubenskritische Rainer Maria Rilke einmal geschrieben. Für wie viele von uns gilt das noch?

Für "meine" Mönche auf dem Berg Athos und wohl auch in vielen anderen Klöstern gilt solches aber noch immer mit einer Intensität, die uns längst fremd geworden ist. Unbeirrt verweigern sie sich all den Verlockungen, Trends und Moden -und mühen sich gerade in diesen Tagen um ganz andere "Geschenke" als wir. Um Geschenke, deren Besonderheit es übrigens ist, dass wir sie uns nur selbst schenken können.

Vor Jahren habe ich an dieser Stelle schon einmal davon erzählt -ich tue es bewusst noch einmal.

Da ist zunächst das Geschenk der Stille und des Schweigens. Jede und jeder von uns weiß, wie sehr wir davor flüchten - aus Zeitdruck und aus Angst vor zu viel Intimität mit uns selbst; vor dem Blick in den eigenen Spiegel. So bleibt uns wenig Raum für das Warten und Erwarten, für Entschleunigung und Tiefe. Für meine Mönche gehört das Stillwerden zu den großen Geschenken, um sich dem Wesentlichen zu nähern.

Dann ist da das Geschenk des "leichten Gepäcks", der Vereinfachung unseres Lebens - als Schutzmauer gegen die Maßlosigkeit. Wir spüren es selbst: Unser Lebensstil ist an den Grenzen dessen angelangt, was unsere Seele ertragen kann. Oft schon habe ich einen Mönchsfreund zitiert, der mich einmal erinnert hat: "Vergiss nie: Je mehr Du hast, desto mehr hat es Dich".

"Giovanni, nimm Dich nicht so wichtig"

Da ist auch das so verstaubt wirkende Geschenk der Demut. Es meint aber keine Unterwürfigkeit, kein gebeugtes Rückgrat, sondern den Versuch, sich selbst nicht gar so wichtig zu nehmen - ein Königsweg zu Gelassenheit und Seelenfrieden. Immer wieder erinnere ich mich an den großen Konzilspapst Johannes XXIII. und das befreiende "Giovanni, nimm Dich nicht so wichtig" über seinem Bett.

Kein anderes religiöses Fest ist dafür ein so markanter Wegweiser: die Armut, der Stall, die Krippe -und mittendrin ein Kind, das dennoch die Welt verändert hat.

Und schließlich -für mich das wichtigste Geschenk - die Dankbarkeit. Mehr als alle Schätze dieser Welt ist sie imstande, uns glücklich zu machen. Und: Sie liegt allein in unserer Hand.

Keines dieser vier Geschenke lässt sich unter den Christbaum legen. Und doch könnte jedes davon unser Leben nachhaltiger verändern, als so manches, das uns am Heiligen Abend erwartet.

Schon jetzt: Ein gesegnetes Fest!

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