DerTaucher - Manipulation. Paul (Alex Brendemühl, re.) mimt den übermächtigen  Vater, der seinen depressiven Sohn Robert (Dominic Marcus Singer) nicht  ernst nimmt. Doch dieser wehrt sich subtil.  - © Foto: Robert Staudinger / Filmladen

Geschichte eines Traumas

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Der österreichische Regisseur Günter Schwaiger gibt mit „Der Taucher“ sein Spielfilmdebüt. Verhandelt werden häusliche und psychische Gewalt sowie die damit verbundenen Abhängigkeitsverhältnisse.

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Der österreichische Regisseur Günter Schwaiger gibt mit „Der Taucher“ sein Spielfilmdebüt. Verhandelt werden häusliche und psychische Gewalt sowie die damit verbundenen Abhängigkeitsverhältnisse.

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Eine zerrüttete Patchwork-Familie. Vater und Sohn. Mutter und Tochter. Jeder der Protagonisten lebt auf seine Weise mit den Folgen einer Gewalttat, die in der gemeinsamen Vergangenheit liegt. Zugleich stellt sie ein verbindendes Moment dar, das Abhängigkeiten und Paradoxien widerspiegelt. Schauplatz der Handlung: die Insel Ibiza. Der Täter Paul (Alex Brendemühl) nennt die Tat „mein Schrott“. Als ginge es um Altware, die es loszuwerden gilt. Er bietet seiner Ex-Freundin Irene (Franziska Weisz) Geld an. 100.000 Euro für ihr Schweigen.

Sie soll nicht aussagen. Gegen ihn, den Star. Paul ist berühmt. Als Komponist und Saxophonist. Durch den bevorstehenden Prozess steht seine Weltkarriere auf dem Spiel. Für ihn der einzige Grund, Reue zu zeigen. „Ich will großzügig sein“, „ich habe einmal die Nerven verloren“ sagt er. Rechtfertigungen. Im Turnus. Dann sein Sohn.

Das Gefühl von Verrat bricht sich Bahn

Robert (Dominic Marcus Singer). Ein Teenager. Er lebt beim Vater, weiß um dessen Tat(en). Robert war in der Psychiatrie. Geschlossene Abteilung. Depressionen. Warum? Hat sich die leibliche Mutter umgebracht? Fragen, die für den Zuschauer offen bleiben. Ohnmacht. Der manipulative Vater hat den Sohn im Griff. Gehirnwäsche. Entwertung. Dann die Wut. Der Sohn zückt eine subtile Waffe: Er filmt die brutalen Ausraster des Aggressors. Einmal, zweimal, dreimal. Ein Gefühl von Verrat bricht sich Bahn. Zunächst. Am Ende siegt die Genugtuung.

Das Opfer. Eine Verkäuferin. Irene hat Kaffee über die Partitur von Paul geschüttet. Danach hat er versucht, sie totzuschlagen. Später wird er sagen: „Du hast mich provoziert.“ Anzeige bei der Polizei. Es geht um Mordversuch. Informationen, die an die Öffentlichkeit dringen. An die Boulevard-Medien. Trauer, die in Alkohol ertränkt wird. Liebe, die nicht auszuschalten ist. Hoffnung auf einen Neuanfang. Vergebung. Der Schuldkomplex. Und schließlich Existenzängste, die erpressbar machen.

Auch aus Verantwortung gegenüber Lena (Julia Franz Richter). Sie ist die Tochter des Opfers. Sie hat eben erst maturiert. Sie ritzt sich, bastelt Puppen, spielt damit Gewaltszenen nach. Visualisierung. Ein Beschützerinstinkt, der zum Rollentausch führt. Kompensation der Schwäche, der Zurückhaltung der Mutter. Die Tochter übernimmt die Verteidigung, stellt sich einem Kampf, den die Mutter austragen muss. Wachsendes Misstrauen. Beklemmung. Am Ende: das Bündnis mit dem Wahl-Bruder.

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