Brot

Glück aus der Backstube

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Barbara van Melle hat den Job als ORF-Journalistin aufgegeben und ist Bäckerin geworden. Geschichten über das Leben mit Brot, die Naturferne der Konsumgesellschaft und die Entdeckung von „Mehl-Terroir“.

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Barbara van Melle hat den Job als ORF-Journalistin aufgegeben und ist Bäckerin geworden. Geschichten über das Leben mit Brot, die Naturferne der Konsumgesellschaft und die Entdeckung von „Mehl-Terroir“.

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Vor einigen Jahren hätte man sie noch im Fernsehstudio angetroffen, heute ist die Backstube ihr Arbeitsplatz. Barbara van Melle legte einen Karrierewechsel hin, den wohl nicht viele gewagt hätten. Nach über 25 erfolgreichen Jahren als Redakteurin und Moderatorin beim ORF, gründete sie ihr eigenes Unternehmen. Ein Schritt, den sie nicht bereut hat. „Einen solchen Aufbruch kann ich nur jedem raten.“ Gelandet ist van Melle nach diesem Bruch mit dem Alten bei einer der ältesten Traditionen der Menschheit: dem Brotbacken. Und zwar ohne Backtriebmischung und künstliche Zusätze. Basierend auf einem simplen Stoff: „Sauerteig ist für mich schlechthin ein Wunder der Natur. Man verrührt Getreide, Mehl und Wasser und gibt dem Ganzen Zeit – das ist alles, was es braucht“. Ihre Faszination für Lebensmittel und Ernährung erklärt sich van Melle aus ihrer Kinderstube. „Meine Mutter hat trotz Beruf immer frisch für mich und meine Geschwister gekocht“, erinnert sie sich. Das habe sie enorm geprägt: „Ich denke, so wie man seinen Kindern Sprachen oder Mathematik lehrt, sollte man ihnen auch Geschmack lehren. Was dort verloren ist, kann nicht mehr eingeholt werden.“

Kochen und „Schöner leben“

Van Melle jedenfalls hat das geprägt: Mit elf Jahren kaufte sie sich um ihr Taschengeld Kochbücher und vergaß ihre Leidenschaft auch nicht, als sie schon längst in der Wissenschaftsredaktion des ORF tätig war. Sie traf sich regelmäßig mit Kolleginnen und Kollegen zum Kochen und hatte immer wieder Lebensmittelproduzenten zu Gast in ihrer Sendung „Schöner leben“. In dieser Zeit wurde der Trend des „Slow Food“ geboren, eine Art Gegenbewegung zu Fast Food. „Und da habe ich mir irgendwann gedacht: Brot ist eigentlich ein unglaublich spannendes Lebensmittel. Es ist ein Grundnahrungsmittel der Menschen, aber auch so viel mehr. Brot hat in allen Kulturen einen großen spirituellen und rituellen Wert“, so van Melle. Sie begann, sich immer häufiger ehrenamtlich bei Slow Food-Projekten zu engagieren. „Es geht dabei vor allem um Achtsamkeit mit dem Lebensmittel“, so die gebürtige Steirerin. „Slow Food verstehe ich als Bewegung, aber auch als persönliche Haltung, um Widerstand gegen den heutigen Umgang mit Lebensmitteln zu leisten, der die Menschen und den Planeten schädigt. ‚Du bist, was du isst‘ ist nicht nur ein altbekannter Spruch. Darin steckt unglaublich viel Wahrheit.“

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