Gottesdienst im Alltag der Welt

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Nach evangelischem Verständnis ist Arbeit ein Ausdruck für den "Gottesdienst im Alltag der Welt", von dem der Apostel Paulus spricht. Arbeit ist kein Fluch, der dem Menschen als Strafe nach dem Sündenfall auferlegt worden wäre. Arbeit gehört vielmehr zur Bestimmung des Menschen, von Mann und Frau. Durch Arbeit werden Mann und Frau zu Mitarbeitenden an Gottes Schöpfung. Wenn es also darum geht, Frauen den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern, dann geschieht dies nicht nur aus wirtschaftlicher Notwendigkeit, es geschieht, um die Erfüllung dieser Grundbestimmung des Menschen für Frauen nicht länger zu erschweren oder gar zu verhindern.

In den modernen Gesellschaften wird Arbeit sehr unterschiedlich gesehen. Auf der einen Seite gibt es den Bereich der Reproduktionsarbeiten, das Pflegen, Aufziehen, Versorgen und Reparieren sowie alles, was unter den Begriff Hauswirtschaft fällt. Dieser Bereich wird aber abgewertet durch das Übergewicht, das der geldbestimmten Erwerbsarbeit und dem reinen Gelderwerb zukommt. Die laufende Diskussion um Kinderbetreuungsplätze bringt diesen Grundwiderspruch wieder einmal zum Vorschein. Frauen sollen - so ist oft zu hören - eine reale Wahlmöglichkeit haben zwischen der Erwerbsarbeit und der Arbeit in Haushalt und Kinderbetreuung. Nur sind das nicht zwei gleichrangige Alternativen, solange die Teilung zwischen Produktion und Reproduktion und die Abwertung der Hauswirtschaft aufrecht bleibt.

Daher ist beides notwendig: Die Aufwertung der Hauswirtschaft durch einen angemessenen Lohn für Kindererziehung und Versorgung und die Schaffung von Rahmenbedingungen, die Frauen wie Männern die Möglichkeit der Erwerbsarbeit bieten. Kinderbetreuungsplätze in ausreichendem Maße gehören dazu.

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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